- Leser, nehmt geneigt zu Euren Ohren,
- Was ich von mir schreibe, es ist wahr!
- Achtzehnhundertdrei bin ich geboren
- An dem zweiten Tag im Februar.
- Burkhards, in dem Vogelsberg gelegen,
- Heißt das Dorf, wo dieses ist geschehn,
- Wo als ihren zweiten Ehesegen
- Meine Aeltern mich zuerst gesehn.
- Mein geliebter Vater hat geheißen
- Christian Spamer, Pfarrer in dem Ort,
- Den die alten Burkhardser noch preisen
- Bis zum heut'gen Tage immerfort.
- Meine liebe Mutter Katharine
- Barbara, war 'ne geborne Rühl,
- Keine Frau mir würdiger erschiene,
- Keine bis an ihres Lebens Ziel.
- Bei der Taufe gab man mir die Namen
- Johann Heinrich Georg und Christian,
- Alle, die mich später nannten, nahmen
- Aber nur den letzten davon an.
- Der an mir die Taufe hat vollzogen,
- War der Pfarrer Schmidt von Herchenhain,
- Der mir auch als Pathe war gewogen,
- Und als Kind mich suchte zu erfreun.
- Aus der Taufe waren auch noch Heber
- Christian Dornemann von Lauterbach,
- Förster Schmidt von Burkhards, Pfarrer Löber
- Und sein Amtscollege Dieffenbach.
- Elfe brachte von den Jugendjahren
- Ich bei meinen treuen Aeltern hin,
- Und da diese nie zu strenge waren,
- Frei und froh, mit kindlich heit'rem Sinn.
- Was mir als das Früheste gedenket,
- Ist, daß ein französ'scher Officier
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- Mir ein Säbelchen von Holz geschenket,
- Daß ich mit ihm auf- und abmarschir'.
- Als ich meine Mutter hörte sagen:
- „Seht ihn nur! ums Leben lacht er nicht!“
- Sprach ich ernstlich: „die Soldaten machen“
- „Alle nur ein protziges Gesicht.“
- Weil darüber Alle herzlich lachten,
- Setzte schnell ich mich vor Ungeduld,
- Da ich dacht', sie wollten mich verachten,
- Unter meines Vaters Schreibepult.
- Damals trug ich ein gestricktes Kleidchen,
- Lang und violett und grün bordirt,
- Und an meinem veilchenblauen Seitchen
- War ich mit dem Säbelchen armirt.
- Als mir bald darauf das erste Höschen
- Von dem Schneider angemessen ward,
- Und derselbe justement ein Näschen
- Hatte von der allergrößten Art,
- Und ich wie in heimliche Gemächer
- Ich dabei mit vollem Staunen sah
- In die ungeheuren Nasenlöcher,
- Rief ich: „Mutter, Mutter, aber da“
- „Eine Nase, aber eine Nase!“ —
- Meine Mutter aber schnell entwich,
- So erschrocken wie ein scheuer Hase,
- Aus der Stube eilend in die Küch'.
- Doch dem Schneider war es nur zum Spaße,
- Lachend sprach derselbe: „Christian,“
- „Gelt, das heißt man sich doch eine Nase!“
- „Nun, so sieh sie einmal richtig an!“
- „Und ich will dir gleich auch weiter sagen,“
- „Wie ich einst zu ihr gekommen bin,“
- „Denn ich würde sonst sie auch nicht tragen,“
- „Weil sie gar nicht ist nach meinem Sinn.“
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