- 75. Der, der wohl am vollsten war,
- Führte spitze Reden,
- Und verletzte offenbar
- Damit einen Jeden.
- 76. Als Hermanni, Officier
- Damals von der Wache,
- Ihm verwies die Ungebühr,
- Schlug er eine Lache
- 77. Auf, und hielt die Faust ihm gleich
- Drohend vor die Nase,
- Und der Leutnant war so feig
- Wie ein junger Hase.
- 78. Da rief in iron'schem Ton
- Ich: „Ich muß gestehen,“
- „Die Subordination“
- „Hab' ich nie gesehen!“
- 79. Und Hermanni leichenbleich
- Schlich sich aus dem Zimmer;
- Der Bramarbas ward sogleich
- Kühner noch und schlimmer.
- 80. Ja er setzte rücksichtslos
- Sich den Musensöhnen,
- Wenn's ihm einfiel, auf den Schooß,
- Um sie zu verhöhnen.
- 81. Und sie litten diese Schmach
- Von dem Trunkenbolde,
- Ohne daß nur Einer sprach,
- Daß er gehen sollte.
- 82. Als er auf dem Palmer saß,
- Frug ich leise diesen:
- „Macht Dir denn das Schooßkind Spaß?“
- „Einem Bursch von Gießen?“
- 83. „Laß doch das besoff'ne Vieh“
- „In die Stube gleiten!“
- „Oder soll es auf dem Knie“
- „Länger Dir noch reiten?“
- 84. „Ach,“ sprach er, „ich bitte Dich,“
- „Hilf mir von dem Kalbe;“
- „Denn ich fühl' gedrücket mich“
- „Wie von einem Alpe!“
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- 85. „Lieber,“ sprach ich, zum Soldat,
- „Stehe auf und wandle!“
- „Denn sonst schaffe bald ich Rath“
- „Selber hier und handle!“ —
- 86. „Ei,“ sprach er, „was geht Sie's an,“
- „Was ich Andern thue?“
- „Ihnen hab' ich nichts gethan;“
- „Halten Sie nur Ruhe!“
- 87. Da warf ich den Cavalier
- Nieder, daß er quäckte,
- Und zugleich auch alle Vier
- Nach dem Himmel streckte.
- 88. Diese eine Medicin
- Konnte ihn curiren,
- Denn nun setzte er sich hin,
- Ohne sich zu rühren.
- 89. „O, Sie habens brav gemacht,“
- Sprach ein Invalide
- Drauf zu mir vertraut und sacht,
- „Denn nun ist es Friede!“
- 90. „Ja, hier muß der Arrestant“
- „Selbst sich Schutz verschaffen,“
- Sprach ich; „denn Ihr Commandant“
- „Ist nur für die Affen!“
- 91. General, Magnificus
- Und zwei Professoren
- Brachten freundlich ihren Gruß
- Selbst zu unsern Ohren.
- 92. „Dulden Sie es, meine Herrn“
- „Nur noch eine Weile;“
- „Die Befreiung ist nicht fern,“
- „Kommet in der Eile!“
- 93. Einer frug mich: „Nun, wie geht's?“
- „Möchten hier wohl bleiben?“
- „Dieses nicht,“ sprach ich; „und stets“
- „Geht es, wie wirs treiben!“
- 94. Drauf empfahlen sich die Herrn,
- Um nach Haus zu senden,
- Wen sie etwa nah und fern
- Auf den Straßen fänden.
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