- 1.
- Liebstes Käthchen
- Spinnst Du Fädchen
- Noch wie Drähtchen
- Auf dem Rädchen?
- Oder bist Du schon im Bettchen
- Brauner Flöhe zartes Brätchen?
- O, ich wagte gleich das Wettchen,
- Daß Du in dem Schlummerlädchen
- Eingeschlafen beim Gebetchen,
- Denn Du bist ein frommes Mädchen!
- 2.
- Doch — 's schlägt Neun — Du könnt'st noch sticken,
- Strümpfe stricken,
- Oder flicken,
- Und beim Nicken,
- Will's nicht's schicken,
- Auch die Aeuglein ganz zudrücken!
- O, wie sollte mich's entzücken,
- Könnte ich Dich nur erblicken,
- Wenn mit seinen tausend Tücken
- Dich der Sandmann will berücken!
- 3.
- Will er Dich incommodiren
- Und vexiren,
- Wirst Du ohne langes Zieren
- In dein Nestchen retiriren!
- Dann wird er die Lust verlieren,
- Länger Dich zu chicaniren!
- Bilder wird er produciren,
- Die im Schlaf Dich amüsiren!
- Drum laß Dir das Herzchen rühren,
- Will er Dich zu Bette führen!
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- 4.
- Und der Traumgott stehet eben
- Schon daneben
- Mit den zaubervollen Stäben,
- Die er über Dich will heben,
- Um mit Dir zu jenem Leben
- Hinzuschweben,
- Welches Schlaf allein und Leben
- Menschen geben!
- Drum wirst Du auch eifrig streben
- Nach den goldnen Traumgeweben!
- 5.
- Himmlisches Vergnügen
- Strahlt aus Deinen Zügen!
- Denn in Götterwiegen
- Wirst Du träumend liegen,
- Und als Engel fliegen!
- Ach, könnt' ich es fügen,
- Daß mich Flügel trügen,
- Würd' ich ganz verschwiegen
- Mich an's Liebchen schmiegen!
- Und Wer würde siegen?
- 6.
- Möcht' zu seinen Füßen
- Gern den Quell begrüßen,
- Wo man zuckersüßen
- Nektar findet fließen
- Und Ambrosien sprießen!
- O, ich würd' zum Riesen,
- Dürft' ich da genießen!
- Doch die Götter ließen
- Sich nur Nektar gießen.
- Und den Quell verschließen!
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