- Seid gegrüßet mir auf diesem Schmerzenshügel,
- Seid willkommen, Wer euch auch gepflanzt,
- Liebes Rosenstöckchen hier und Lilienstöckchen!
- Wer euch pflanzte, hat es gut gemeint.
- Sorgsam ausgewählt seid ihr und schön beschnitten,
- Zierlich angebunden, eingesenkt!
- Gott verleihe nun von oben das Gedeihen,
- Daß ihr wurzelt auf dem heil'gen Grab!
- Wachset, blühet, düftet, wehet Wohlgerüche
- Mir entgegen an dem Wallfahrtsort,
- Wenn ich künftighin mit Thränen ihn besuche
- Um die Theure, die verwesen soll!
- Bringet hier alljährlich euer Todtenopfer,
- Wo der Geist der Wehmuth nie entschläft!
- Statt des Weihrauchs streuet eure Blätter nieder,
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- Wenn im Schmerz mir das Gebet erstickt!
- Rosen, Lilien, o, wie schön auf Ihren Wangen
- Blühtet ihr in traulichem Verein!
- Wenn ihr aber in der Seele eines Weibes
- Und zugleich auf seinen Wangen blüht,
- Dann erst ist das Weib vollkommen schön zu nennen;
- Und ein solches schläft in dieser Gruft!
- Edle, was an Leib' und Seel' Du trugst im Leben,
- Trägst Du nicht im Tode unverdient!
- Ach, ein schlechter Trost für mich! er wird zur Klage;
- Oel in's Schmerzensfeuer gießt er nur!
- Pflegen will ich zwar der Freundin Trauerzeichen,
- Daß sie schmücken Dir das letzte Bett;
- Doch, wird dieses auch der schönste Blumenhügel,
- Ach, es ist und bleibt ja stets Dein Grab! —
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- Gespräche verklärter Freunde.
- Käthchen.
- (Erwachend aus dem Todesschlummer.)
- Ah — wie ist mir so wohl! Die Krankheit hat mich verlassen!
- Ich bin völlig gesund! Weg ist der brennende Durst!
- Niemals fühlte ich mich so frei von jeglichem Schmerze!
- Welch' ein zaub'rischer Schlaf hat mich dem Tode entrückt!
- Vorhin meinte ich noch, es sei mir nicht mehr zu helfen;
- Und verwandelt bin ich plötzlich, wie neugebor'n!
- Doch — wie komm' ich mir vor? Ist's Traum nur, oder ist's Wahrheit?
- Liege ich nicht mehr zu Bett'? Aber wo bin ich denn nur?
- Alles so still um mich her! Ich athme den leichtesten Aether!
- Pfeilschnell schwebe ich hin! Nirgends haftet der Fuß!
- Sanfter als Zephyrhauch schwimm' ich im unendlichen Raume!
- Aufwärts geht es darin, und kein Körpergewicht
- Wehrt mir die herrliche Fahrt zu immer noch höheren Sphären!
- Nichts auch zieht mich hinab! Bin ich denn außer dem Leib? —
- Wahrlich, es ist nur ein Schein, was mich als Körper bekleidet!
- Nicht aus Fleisch und Gebein sind diese Glieder geformt,
- Nein, noch feiner als Luft ist diese beschauliche Hülle,
- Zwar der vorigen gleich, aber von anderem Stoff!
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