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Die Deutschen Personennamen/011

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Die Deutschen Personennamen
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die Erinnerung geweiht ist, uns an einer Stelle begegnet, die dazu nicht zu passen scheint. Wer Goethe heißt, muß sich darauf ansehen lassen, ob er wohl mit dem berühmten Vertreter dieses Namens einige Ähnlichkeit hat, und erscheint beinahe unbescheiden, daß er überhaupt diesen Namen führt. Der Name des Ritters Tannhäuser ist durch die Wagnersche Oper geweiht. Wie lächerlich, wenn uns dieser Name auf dem Schilde eines Kaufmanns begegnet, der Heringe verkauft. Hagedorn ist zu Klopstocks Zeit im besonderen der Dichter des lyrischen Liedes. Und da lese ich neulich in der Zeitung, wie ein Fensterputzer Hagedorn warnt, das gegen ihn in Umlauf gesetzte falsche Gerücht weiter zu verbreiten.

Zuweilen wird einzelnen der häßliche oder lächerliche Name so unangenehm, daß sie ihn mit Genehmigung der Obrigkeit ändern: Teuffel hieß ein Professor der Philologie in Tübingen, er hat an seinem Namen keinen Anstoß genommen. Denselben Namen führte ein Volksschullehrer, dieser änderte ihn in Friedrich. Ein Oberst Schöps mußte seinen Namen auf Befehl Friedrichs d.Gr. ablegen, ein Beamter in Kassel Schufft auf Wunsch seines Kurfürsten. Ebenso haben Familien Krautwurst, Dünnebier, Ungerathen, Camehl, Puckelwartz ihre Namen geändert, die Eisenbahnstation Lausigk bei Dresden wenigstens in Lausick.

Und doch ist auch bei lächerlich klingenden Namen der Name etwas rein Äußerliches. Kennen wir die Person selbst oder das, was sie geleistet hat, und schätzen wir sie, so schwindet alles Lächerliche. Wer, der das schöne Bild von Goethes italienischer Reise betrachtet, wie er hingelagert ruht, im Hintergrunde die Campagna, findet den Namen des Malers Tischbein noch lächerlich?

Besonders schön spricht diesen Gedanken eine Stelle in Shakespeares Romeo und Julia aus (Akt II, Auftritt 2): Die beiden Liebenden klagen darüber, daß sie feindlichen Familien angehören, daß schon die Namen, die sie tragen, sie voneinander trennen. Doch Julia sagt:

Dein Nam' nur ist mein Feind. Du bliebst du selbst,
Und wärst du auch kein Montague. Was ist
Denn Montague? Es ist nicht Hand noch Fuß,
Nicht Arm noch Antlitz, noch ein ander Teil.
Was ist ein Name? Was uns Rose heißt,
Wie es auch hieße, würde lieblich duften;
So Romeo, wenn er auch anders hieße,
Er würde doch den köstlichen Gehalt
Bewahren, welcher sein ist ohne Namen.
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