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Herforder Chronik (1910)/050

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Herforder Chronik (1910)
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Das war

Heinrich, Herzog von Sachsen.

Wir hatten keinen Anlaß, an dieser Stelle die persönlichen Vorzüge des in seiner geschichtlichen Bedeutung überall vollgewürdigten und gefeierten Herrschers hervorzuheben, wenn wir nicht zeigen wollten, wie der Mann beschaffen war, der durch seine Beziehungen zu Herford uns Herfordern gleichsam persönlich nahe gerückt ist: denn der Fuß dieses großen deutschen Königs hat unsere Abtei, unsere Stadt betreten, um sich von hier seine ihm an Stand wie an Geistesgaben und Herzensbildung ebenbürtige Lebensgefährtin zu holen.

Wenige deutsche Herrscher sind es, in deren uneingeschränktem Lobe nach jeder Richtung hin die Geschichtschreiber so einstimmig sind, wie in dem Heinrichs, ja es will scheinen, als ob sie sich einander in den hochtönendsten Ausdrücken der Anerkennnng seiner Persönlichkeit zu überbieten getrachtet haben. Kein Wort des Tadels ist niedergeschrieben; und da wir keinen Grund haben, die Aussprüche seiner Zeitgenossen zu bezweifeln, so erscheint Heinrich als der Vollkommensten einer.

Sehen wir von allen anderen Zeugnissen ab, und fassen wir in Kürze nur dasjenige zusammen, was der im zehnten Jahrhundert lebende Widukind, der sächsische Benediktinermönch von Corvey, in seinen drei Büchern sächsischer Geschichten[1] über den von ihm hochverehrten König Heinrich schreibt:

„Es wurde dem Herzog Odda (Otto von Sachsen) ein Sohn geboren, wie ihn die ganze Welt brauchte, der größte und beste unter den Königen, Heinrich, welcher zuerst ohne einen Oberherrn in Sachsen regiert hat. Dieser schmückte schon im frühen Alter sein Leben durch jegliche Tugend und nahm von Tag zu Tag zu an Weisheit und an Ruhm aller guten Handlungen; denn von Jugend auf hatte er den heißesten Trieb, sein Volk glorreich zu machen und den Frieden in seinem ganzen Gebiet zu befestigen.“

„Der König war von der Art, daß er seinen Freunden nichts abschlug ... Zu der außerordentlichen Klugheit und Weisheit, durch welche er sich auszeichnete, kam noch seine mächtige Körpergestalt, welche der königlichen Würde die rechte Zierde verlieh. Bei den Kampfspielen besiegte er alle mit solcher Überlegenheit, daß er den übrigen Schrecken einjagte. Auf der Jagd war er so unermüdlich, daß er auf „einen einzigen Ritt“ vierzig und noch mehr Stück Wildes erlegte, und obgleich er bei Gelagen sehr leutselig war, vergab er dennoch der königlichen Würde nichts; denn er flößte zu gleicher Zeit ein solches Wohlwollen und eine solche Furcht den Kriegsleuten ein, daß sie, selbst wenn er scherzte, sich nicht getrauten, irgendwie sich Unziemliches zu erlauben.“ Als er vor allem Volke der Franken und Sachsen zum Könige ausgerufen war und ihm von dem höchsten Bischöfe die Salbung nebst dein Diadem angeboten wurde, verschmähte er sie zwar nicht, nahm sie aber auch nicht an. „Es genügt mir“, sagte er, „vor meinen Ahnen das voraus zu haben, daß ich König heiße; die Salbung

  1. Widukind, a. a. O.
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