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Herforder Chronik (1910)/053
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Herforder Chronik (1910) | |
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erblickte, schickte sie Zehrung hinaus. Alle Diener und Dienerinnen im Haus unterwies sie in verschiedenen Künsten und selbst in den Wissenschaften.
Durch ihr unermüdliches Wohltun nach allen Seiten hin ward sie das Vorbild einer Landesmutter, welcher viele Frauen in so erhabener Stellung, vornehmlich in unserm Hohenzollernhause, nachgeeifert haben bis auf den heutigen Tag. „Und obgleich sie solche Werke Tag und Nacht übte, vergab sie dennoch der königlichen Würde nichts, und wie geschrieben steht (Hiob 28, 25) ‚obgleich sie saß wie eine Königin unter ihrem Volk, war sie dennoch immer und überall der Klagenden Trösterin‘.“
Und forschen wir nach dem Grundstein, auf welchem sich ihre Tugenden wie himmelanstrebende Säulen eines heiligen Tempels erheben, so tritt uns eine schier beispiellose Frömmigkeit und tiefernste Erfassung des Christentums entgegen, die wir nicht umhin können, ihrer vortrefflichen Erziehung durch ihre Großmutter im Kloster zu Herford zuzuschreiben.
Mathilde als Witwe.
Und als nach 27 jähriger Ehe König Heinrich im Jahre 936 im Alter von ungefähr 60 Jahren von ihrer Seite genommen wurde, erlahmte sie nicht in der Ausübung ihrer „rühmlichen Handlungen“. „Wollten wir im Einzelnen alle berühren“, sagt der Chronist, „so würden wir den Lesern ein unermeßliches Buch füllen“. Dem stimmt Widukind zu mit den Worten: „Wenn wir etwas zu dem Lobe dieser heiligen Frau zu sagen wünschen, so fühlen wir uns zu schwach, weil eine so hohe Tugend das ganze Vermögen unseres schwachen Geistes übersteigt“. Und an anderer Stelle: „Wollte ich demnach alle (ihre) Tugenden aufzählen, so würde die Zeit nicht reichen; wenn ich Homers und Maros (Vergils) Beredsamkeit besäße, sie würde nicht genügen“. „Wer vermöchte ihre Aufmerksamkeit gegen den göttlichen Dienst würdig zu beschreiben“. Diese „Aufmerksamkeit gegen den göttlichen Dienst“ steigerte sich nach dem Tode ihres Gemahls. Sie konnte sich nicht genugtun in Gründungen von Klöstern und Klostergebäuden zur Ehre Gottes und zum Wohle der Mitmenschen.
Am Fuße des Harzes, des schönen Waldgebirges, entstand unter ihrer Fürsorge eine Reihe von Klöstern. (Wir bemerken, daß Klöster gewöhnlich in landschaftlich hervorragenden Gegenden angelegt wurden.) Sie stiftete die Genossenschaft der Kleriker zu Pöhlde, schuf zu Quedlinburg eine Mönchsvereinigung im Tale und ein Nonnenstift auf dem Berge, ein anderes im benachbarten Gernrode. Als König Otto seine erste Fahrt nach Italien angetreten hatte, begleiteten ihn die innigen Gebete der „von Furcht und Hoffen bewegten Mutter“, die kein würdigeres Opfer, Gott, „den obersten Kriegshelden, ihrem Sohn zu gewinnen“ fand, als eine Schwesternschar zu vereinigen „zu ihrem und der Ihrigen Seelen- und Körperheil.“ Das geschah zu Nordhausen, wo unter ihren Augen der Bau von Grund aus aufgeführt wurde. Alles, was zu seiner Förderung ersprießlich war, wandte sie ihm zu mit mütterlicher Sorgfalt, und als sie fühlte,