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Herforder Chronik (1910)/142

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Herforder Chronik (1910)
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aus ihren nördlichen Wohnsitzen nach Süden drängenden Sachsen an bis zu den Zügen der Römerheere die Schweichelner Pforte benutzt haben, um nach Überschreitung der Werre bei Herford zu den Pässen des Teutoburger Waldes zu gelangen, nicht beibringen. Wenn man sich jedoch die Herforder Höhen von dem pfad- und straßenlosen Urwald des Altertums bedeckt denkt, so ergab der Paß bei Schmeicheln für die Wanderer die einzige Möglichkeit, auf geradem Wege und ohne besonderes Hindernis aus der Norddeutschen Tiefebene von der Porta Westphalika her einerseits zu dem Bielefelder Gebirgseinschnitt, der zu den westlichen Reichsteilen führte, anderseits in südöstlicher Richtung zu den übrigen Einschnitten des Teutoburger Waldes und damit in das Herz von Deutschland vorzudringen.

Und genau wie von alters her diese von der Natur geschaffenen Wege den durchziehenden Kriegerscharen gedient hatten, so waren sie auch, wie die neuere Wegeforschung nachweist, schon in der Urzeit als Handelsstraßen bekannt. Ihre Bedeutung und damit diejenige der an ihnen gelegenen Städte stieg, als der große Städtebund, die Hansa, den Handelsverkehr beschützte. Da zogen auf dem sogenannten Frankfurter Wege von Frankfurt a. M. her durch das Hochstift Paderborn über Marsberg, Paderborn, Neuhaus, durch die Senne und Dörenschlucht, über Lemgo und Herford nach Bremen und Hamburg die friedlichen Züge hochbepackter Lastwagen unter dem Schutze von Reisigen. Wie mag da die Herforder Straße belebt gewesen sein vom Knarren der Wagenräder, dem Knallen der Fuhrmannspeitschen, dem lauten Redeaustausch der Fuhrleute und Reisigen!

Den Weg durch das Werretal, immer Herford berührend, nahmen die Völker des dreißigjährigen, des siebenjährigen und des Krieges Napoleons gegen Preußen, und als 1870 der Ruf erscholl: Alldeutschland nach Frankreich hinein, da wollten die durch die Werrepforte eilenden Züge, welche unsere kampfbereite Jugend trugen, schier kein Ende nehmen. Mit nicht geringerem Geräusch zieht der heutige Völkerverkehr diese den Osten mit dem Westen, den Süden mit dem Norden des Reichs verbindenden Straßen. Hunderte von Eisenbahnzügen mit Reisenden und Frachtgütern rollen täglich durch das Werretal an unserer guten Stadt vorüber oder gehen von ihr aus in weite Fernen. Alle Schienenstränge, sowie die ihnen zur Seite laufenden Landstraßen müssen an irgendeiner Stelle in der Nähe der Stadt den Fluß überschreiten und beweisen, daß Herford wie vor Jahrtausenden noch heut ein Durchgangsort für den Völkerverkehr, ein herivorde geblieben ist.

Möge es immerdar nur friedlichen Zwecken dienen!

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