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Herforder Chronik (1910)/180

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Herforder Chronik (1910)
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Nebenbemerkung von Hoffbauer.

Aus dem Umstände, daß die Kapelle S. Annae, welche mir nur ein einziges Mal in Urkunden begegnet ist, als im ambitu coemetrii .. S. Pusinnae belegen bezeichnet ist, hatte ich die Vermutung hergeleitet, daß diese Kapelle an dem nördlich von der Kirche erbauten Kreuzgange gelegen habe. Eine mir seitdem von einem Freunde mitgeteilte, freilich nicht auf jene Kapelle bezügliche Notiz läßt mich aber in Verbindung mit der strengeren Ponderierung[1] des Beisatzes: „coemeterii“ jetzt mutmaßen, daß die Kapelle nicht an der Nordseite der Kirche, sondern auf der südlichen des Kirchhofes gestanden habe. Nur dieser südliche Teil des die Kirche umgebenden Raumes war als Friedhof der Gemeinde geweiht und benutzt, der Ausdruck coemeterium weist also auf ihn hin. Ambitus ist dann nicht in der gewissermaßen technischen Bedeutung des Kreuzganges, sondern in der allgemeinen des Umfangs gebraucht. - Weist man der Kapelle nun aber den Platz an, den jetzt die Organisten- und Kantorwohnung einnimmt - und ein anderer ist kaum zu ermitteln - so erhält man - die Existenz der ursprünglichen S. Katharinekapelle auf der östlichen Seite des Kirchhofes gedacht - zugleich eine gewisse Symmetrie.

Das Hospital ad S. Cath. oder Novi operis kann übrigens nicht da gestanden haben, wo die jetzige Armenstiftung steht. Diese Stelle nahm die erst im vierten Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts abgebrannte Nikolai- oder Marktkirche ein, und es lag nicht innerhalb des Umkreises des Kirchhofes. Die jetzige Armenstiftung - ein städtisches Institut - hat mit dem eingegangenen abteilichen Hospital nichts zu tun.

Herford 24. Januar 58.
III. Die Türme.

Von dem kleinen Turm an der nordöstlichen Ecke des Schiffes wird unter IV. besonders die Rede sein.

Die beiden nebeneinander stehenden Türme an der Westseite der Kirche gehören ohne Zweifel in den ursprünglichen Bauplan und haben ihr Fundament gewiß schon vor dem 13. Jahrhundert erhalten. Der nördliche - wegen seines unförmlich zugespitzten Daches der Spitzhut genannt - ist schwerlich jemals höher hinaufgeführt gewesen als jetzt. Wie in manchen anderen Kirchen hatten die Kräfte zur Ausführung des auf andere Verhältnisse berechneten umfassenden Plans nicht ausgereicht. Der südliche Turm hingegen scheint in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts vollendet worden zu sein. In einer Urkunde des Münster Kirchenarchivs vom Jahre 1529 - Nr. 52 - ist von einer in der nächsten Vergangenheit hergestellten kupfernen Bedachung des Turms die Rede. Eine hier kursierende Abbildung der Stadt Herford[2] läßt diesen Turm in ansehnlicher Höhe erscheinen. Er ist jedoch mehrfach vom Blitz getroffen worden,

  1. Abwägung.
  2. Von Bernhard Phil. Brand.
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