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Herforder Chronik (1910)/375

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Herforder Chronik (1910)
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1757

Während nun das französische Heer sich auf den schlechten Wegen in der Richtung auf Bielefeld durcharbeitet, wollen wir einen Blick auf

das hannoversche Heerlager bei Herford (1757)

werfen. Die hier lagernde Heeresabteilung stand unter dem Befehl des Generalleutnants von Block und bestand aus den fünf hannoverschen Infanteriebataillonen Block, Knesebeck, Stoltenberg, Schulenburg, Füsilier und den vier Eskadrons der hannoverschen Kavallerieregimenter Schlüter und Dachenhausen. Doch erfuhr diese Zusammenstellung im Laufe der Wochen mehrfache Veränderungen.

Der Aufenthalt dieser Hannoveraner war die erste größere Prüfung, welche die Herforder in jenem bösen Kriege zu erdulden hatten. Die Truppen blieben hier sechs Wochen, von Anfang Mai bis 14. Juni, und waren außerhalb des Bergertores bis an die Lippische Grenze einerseits, anderseits bis an die Mindener Landstraße, auf dem Lübberbruche, wo man die Bagagewagen und Kanonen aufgefahren hatte, gelagert. Sie haben ja, und das wird ihnen von Amts wegen durch Oberbürgermeister, Bürgermeister und „Raht“ ausdrücklich bescheinigt, im allgemeinen gute Ordnung gehalten, auch ihre Lebensbedürfnisse, soweit sie ihnen nicht vom Regimente geliefert wurden, meist bar bezahlt. Aber wie das so im Kriege geht und noch dazu bei der damaligen Zuchtlosigkeit der Soldaten! Wenn der ermüdete Soldat auf seinem Lagerplatze ankam, dachte er wenig an Schonung der Ländereien. Er warf sich in schwellende Saaten, ließ sein Pferd weiden, wo es etwas fand, und wollte er sein Mahl bereiten, so wartete er nicht lange auf die etwa verzögerte Holzlieferung. Was sich an Holzwerk in seiner Nähe vorfand, wurde zerschlagen, aus dem Boden gerissen, zerkleinert und unter den Kochtopf geschoben. Und wenn die vom Regiment zu stellenden Lebensmittel nicht gleich zur Hand waren, so mußte der nächste Bauer dran glauben, seine Gärten und Vorratskammern wurden rein ausgeplündert.

Als im September des Jahres 1757 von den 78 Herforder Bürgern, auf deren draußen liegenden Ländereien das hannoversche Lager gewesen war, wohlgemerkt das Lager unserer Freunde, Schadenerklärungen eingefordert wurden, da findet man in allen übereinstimmend Klagen über zertretenes und abgeweidetes Wiesengras, über eingestampfte oder durch das Anlegen von Kochgruben vernichtete Saatfelder, abgeschlagene Bäume und gänzlichen Verbrauch von allem Holzwerk, das sich in Gärten und Feldern vorfindet. In zwei Tabellen sind diese Schäden zusammengestellt. Die erste berichtet über den Schaden an Winterfrüchten, Sommerfrüchten, an Heu, Gras und an dem Holzwerk auf den Feldern, wozu die Schlinge (Schlagbäume), Riegel, Ständer, Hecken, Gartentüren usw. gehören, und berechnet ihn mit 3855 Talern 18 Groschen 4 Pf.

Die zweite Liste führt verdorbene oder gestohlene Gartenfrüchte, nicht bezahlte Lebensmittel, zerschlagenes oder entführtes Hausgerät und genommenes Vieh an im Werte von 352 Talern 16 Groschen.

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