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Herforder Chronik (1910)/599

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Herforder Chronik (1910)
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5.
Eines
Ehrenvesten und Wohlweisen Rahts
der Stadt Herford
Erneuerte
Kleider-Ordnung
de
Anno 1687.
Bielefeld, Drukkts Just Tränkner, Churfürstl. Br. bestellt. Buchdrucker[1].

Wir Bürgermeister Schöpfen und Raht der Stadt Herford, fügen allen und jeden Unserer Bürgern, Einwohnern und Eingesessenen hiemit zu wissen; daß, ob gleich Unsere lieben Vorfahren beydes aus Liebe der Tugend und Ehrbarkeit als aus nöthigen Absehen auff gute Policey in denen vorigen Zeiten nicht allein vor sich selbst die Üppigkeit in Kleidern und andern ärgerlichen Überfluß mehr dann in folgenden Zeiten gehasset, und die Edle Demuht denen Nachkommen anbefohlen, sondern auch gewisse Ordnungen und Reguln zu rühmlicher Beybehaltung guter Policen zum Unterschied der Stände und wie sich ein jedweder bey Hochzeiten, Kindttauffen und Begräbnissen in Kleidungen zu verhalten hätte, wollmeinendlich publiciren und außgehen lassen;

So hat man dennoch nach und nach je länger je mehr aus der ohntrieglichen Erfahrung wahrgenommen, daß so woll bey denen Mannes, als Frauen Personen der gehörige Unterschied zwischen denen Ständen, vorab in Kleidungen nicht der Gebühr observiret (beobachtet), sondern wo einige nicht länger nachsehende Gebrechen eingerissen, in dem die veränderliche Moden von dem ersten Stande fast bis zum letzten bey vielen überhand genommen, so daß bey denen Hochzeiten nicht ohne ärgerniß, insonderheit unter dem Frauenszimmer mit Krausen und Haarlocken, mit Kanten und Spitzen auff seidenen und anderen Stoffen, wie nicht weniger an den Auffsätz- und Flegen (?) ein grosser Überfluß verspüret, und dahero der Stand der Leute worin sie Gott gesetzet und zur Erspahrungen der Kosten, wie auch zur Belohnung der Tugend selbst angeordneter Unterscheid fast ausser Augen gesetzet, da bald einige ihrer Ehe-Männer guten Ehrenstand vergessen und sich nach einem oder andern ihrer Vorfahren in Kleidungen reguliren (richten), oder vermeinen wollen daß sie vielleicht besser

  1. Nach einer alten, im Herforder Museum befindlichen Handschrift.
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