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Moorbad Waldfrieden

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Disambiguation notice Waldfrieden ist ein mehrfach besetzter Begriff. Zu weiteren Bedeutungen siehe unter Waldfrieden.
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Wappen des Landkreises Insterburg

Moorbad W a l d f r i e d e n

Kirchspiel Aulenbach ( Aulowönen )
Landkreis Insterburg, O s t p r e u ß e n
_________________________________


Hierachie: Regional > Deutsches Reich > Ostpreußen > Regierungsbezirk Gumbinnen > Landkreis Insterburg > Kirchspiel Aulowönen / Aulenbach (Ostp.) >Moorbad Waldfrieden


Lage Kreis Insterburg in Europa
Lage Kirchspiel Aulenbach im Landkreis Insterburg (Ostpreußen)
Lage der Gemeinde Waldfrieden (Gerlauken) im Ksp. Aulenbach 1939

Inhaltsverzeichnis

Einleitung


Allgemeine Information


Das Moorbad Waldfrieden gehört zur Gemeinde Waldfrieden (Ostp.) :

Lageplan der Kuranlage, Moorbad Waldfrieden (ca. 1940)


Anfang 1900 wurde auf dem Besitz der Eheleute Krüger die wohltuende Wirtkung des dortigen Moores entdeckt. Der Aulowöner Arzt Dr. Rogage ließ die Heilkraft feststellen. Besitzer Krüger baute darauf erst eine Bretterbude am Moor, setzte eine Badewanne hinein und seine Frau betätigte sich als Heilsgehilfin.

1912 wurde dann das erste Bettenhaus eingeweiht, die "Olgabahn" eine von der Stute "Olga" gezogene Pferdebahn, brachte die Patienten und Gäste von der Kleinbahnhaltestelle "Gerlauken-Waldfriede" zum Moorbad. Der 1. Weltkrieg 1914-1918 unterbrach die Weiterentwicklung. Nach dem 1. Weltkrieg kaufte Dr. Becker, Insterburg, die Anlage und errichtete dort ein 140 Bettenhaus mit allen Neben- und Betriebsräumen, mit Badearzt und dem notwendigen Personal. Moorbad Waldfrieden als einzige Einrichtung dieser Art in Ostpreußen, erfreute sich gutem Zuspruch, auch bis weit "in Reich" hinein. Im Jahre 1930 z.B. wurden über 13.000 Heilbäder verabreicht. [1]

Koordinaten

  • GPS-Daten  : N 54° 77′ 91″ (Breite) - O 21° 75′ 82″ (Länge) [6]


Ortsnamen

Am 30.09.1928 bilden Gerlauken, Weidlauken und Gründann (Ostp.) unter Fortfall ihres Ortsnamens, die Gemeinde Waldfrieden (Ostp.).

  • deutsche Ortsbezeichnung (Stand 1.9.1939): Gemeinde Waldfrieden (Ostp.)
  • vorletzte deutsche Ortsbezeichnung (vor der Umbenennung 1928) : Gerlauken


  • Feststellung der Schreibweise nach 1736 : Gerlaugken
  • Namensänderung vor 1730 : Plicken


  • (alte) Ortsnamen : Gerlaugken, Gerlauken, Plicken


Das kölmische Gut Gründann (Ostp.) ist unter diesem Ortsnamen ein Ortsteil der Gemeinde Waldfrieden. Am 16.7.1938 erhält das frühere Gut Weidlauken den Ortsnamen Gut Weiden und ist unter diesem Namen ebenfalls ein Ortsteil der Gemeinde Waldfrieden.'

Zu Waldfrieden gehört das Moorbad Waldfrieden, ein zur damligen Zeit bekanntes Kurhaus. Waldfrieden existiert nach 1945 unter dem Namen Fjodorowo ( Фёдорово ). Der Siedlungsplatz war nach 1945 zunächst besiedelt, wurde dann aber aufgegeben.

Ortsinformationen aus der Zeit vor der Umbenennung (1928) siehe unter Gerlauken.


Politische Einteilung

Gemeinde Waldfrieden im Ksp. Aulenbach 1934

Provinz  : Ostpreußen
Regierungsbezirk  : Gumbinnen

Landkreis  : Insterburg [7] [8]
Amtsbezirk  : Buchhof [9]
Gemeinde  : (Landgem.) Waldfrieden (ab 30.9.1928)
Kirchspiel  : Aulenbach (Aulowönen) Ostp.

im/in  : nördlich des Pregel
bei  : 16,8 km nördwestlich v. Insterburg


Kirchliche Einteilung/Zugehörigkeit

Evangelische Kirche


Zugehörigkeit :

  • Kirchspiel Aulenbach --> Kirchenkreis Insterburg --> Kirchenprovinz Ostpreußen --> Kirchenbund Evangelische Kircher der altpreußischen Union


Katholische Kirchen

zur Zeit keine Informationen

Geschichte

Im "Insterburger Brief" berichtete die einsmalige "Landrätin", Frieda Magnus-Unzer († 1966) sehr anschaulich über die Gründung des Moorbades. Ihr Ehemann, Dr. Adolf Magnus, war der erste Landrat des Landkreises Insterburg (1903-1908); er förderte besonders den Ausbau Waldfriedens. Der Beitrag erschien im 9. Jahrgang des "IB" im Jahre 1957.

Das ist die Geschichte der Frau Krüger aus dem Moorbad Waldfrieden. Damals hieß es noch Gerlauken und ahnte noch nichts von seinen segenbringenden Schätzen, die in der dunklen Moorerde ruhten. Da mußte erst diese einfache Frau kommen, die Frau Krüger aus dem Bauernhaus am Moor.

Frau Krüger und Ehemann Friedrich Krüger, 1918

Es fing so an. Der Friedrich Krüger, ein alter Griesgram, hatte sich an einem nebelkalten Tag Rheumatismus geholt. Er legte sich in das Bett und begann zu stöhnen und zu jammern, er wäre zu nichts mehr nütze. So stand Frau Krüger mit der Arbeit alleine da. Die Söhne waren noch jung, viel zu jung, um zu arbeiten. Was sollte nun werden ? Am Abend ging sie noch einmal zum Waldrand. Da lagen die Torfstücke ihres Moores ausgestochen und geschichtet, aber noch dunkel vor Nässe. Zwischen den Bäumen schimmerte die Schilfkante des Sees in hellem Grün. Hier weggehen, dieses alles verkaufen, - ging es der Frau durch den Sinn. Nein, nein nur das nicht ! Aber was sollte werden, wenn der Mann krank blieb und keinen Finger krümmte ?

Sie mußte ihn gesund machen. Hatte sie nicht vor ein paar Tagen gelesen, daß irgendwo Rheumakranke im Moor badeten und Linderung ihres Leidens verspürten ? Ihr Blich glitt über das Moor. Dieser Torf, ihr Torf, war doch auch ein Stück Moorernte. Ob in ihm vielleicht auch heilende Kräfte ruhten ? Kurzentschlossen packte Frau Krüger drei Stücke in die Schürze und eilte nach Hause. Schön warm mußte so ein Moorbad sein, dachte sie und legte die Stücke in den Kessel mit heißem Wasser. Mit der große Schlef drückte und rührte sie den Torf zu Brei und ließ die graubraune Masse kochen. "So", sagte sie dann zu ihrem Mann, der noch immer sein Leid bejammerte, "nun barm´ nicht so viel, sondern probier mal, ob du den Arm da reinhalten kannst!" Und dabei hielt sie ihm den Kessel mit dem dunklen Moorschlamm hin. "Was, in den Modder ? Geh´ mir bloß weg damit !", soschimpfte der Krüger. Aber seine Frau gab nicht nach, bis er doch den schmerzenden Arm in den Moorschlamm legte. Dann füllte sie noch ein Handtuch mit dem Torfbrei und legte die Packung auf die kranke Schulter.

Nach acht Tagen ging der Krüger hinter seinem Pflug wie ein Junger und stach Torf, als hätter er nie vor Schmerzen geschrien. In der Frau aber war die Liebe zum Moor erwacht. Sie zeigte den Nachbarn, wie man den heilkräftigen Moorschlamm kochte, schickte der alten Tante Malchen ein Postpaket Moorerde und der Postbote bekam einen ganzen Sack voll und gute Lehren für seome gichtige Mutter mit. Und eines Tages kam sogar der Chausseeaufseher nach der Arbeit und steckte seine geschwollenen Fuße in das von Frau Krüger bereitete Moorbad. Bald erzählten die Leute weit und breit von dem Wunder im Moor.

Eines Tages, als Frau Krüger wieder Moor ausgrub, kam ein Fremder vorbei. "Hier kann man doch keinen Torf stechen, der Schlamm ist doch viel zu flüssig". sagte er. Aber die Frau verteidigte sich und ihren Schlamm :"Der ist zum Baden gerade so recht." Sie kamen in Gespräch und der Fremde, der ein berühmter Hamburger Arzt war, hörte erstaunt von den Packungen, die diese einfache Frau verabfolgte. "Würden Sie mir eine kleine Probe von dem Moor mitgeben ? Ich möchte in Hamburg die Zusammensetzung der Masse feststellen lassen. Daraus kann man ein genaues Urteil über die Heilkraft gewinnen." Frau Krüger schlug das Herz bis zum Hals. "Soviel Sie wollen Herr Doktor, soviel Sie wollen. Ich wollte schon immer einen Arzt fragen und ihn bitten, mir zu helfen, denn ....", und hier lief eine rote Welle über das Gesicht, " ... denn ich möchte doch so gerne eine Badewanne kaufen. Damit ich auch einmal ein volles Bad geben kann. Denken Sie, Herr Doktor, so mit dem ganzen kranken Körper in das schöne, warme weiche Moor ...". Ihr Blick glitt zu der kleinen Lichtung am See. Und ihre Stimme war ranz raih, als sie ihre geheimsten Pläne verriet."Dort soll der Schuppen stehen mit der Badewanne. Und für den Kessel ein Abschlag, daß man da das Moor kochen kann. Dann hat man alles dicht beisammen: das Wasser, das Moor und die Badegelegenheit." Zu Hause hatte sie noch kaum von diesen Plänen gesprochen. Denn die Tochter schimpfte jetzt schon über die "dreckige Pantscherei", und auch die anderen wollten nicht viel davon wissen. Nur mit dem jüngsten Sohn konnte sie Luftschlösser bauen. Aber der blieb doch mit beiden Beinen auf der Erde und meinte : "Ich helf Dir gerne Wasser und Moor zu schleppen, aber für ganz umsonst wirst Du es nicht machen können, Mutter, und Du wirst zwei Badewannen brauchen, eine für das Moor und ein zum Abspülen."

Wohnhaus von Friedrich Krüger und seiner Familie, 1924

Das sah Frau Krüger auch ein. Aber zuerst wollte sie nun einmal den Bescheid aus Hamburg abwarten. "Drei Wochen wird es dauern!" hatte der Arzt beim Abschied gemeint, nachdem sie sich lange unterhalten hatten. Ihr lief die Zeit viel zu langsam. Und dann kam eines Tages ein Brief aus Hamburg. Sie öffnete ihn mit zitternden Händen. Und aus all den schwierigen und unverständlichen Worten begriff sie das eine, daß ihr Moor radiumhaltig war und hervorragend zu Heilzwecken geeignet.

Im Juni stand auf der Lichtung ein Holzschuppen mit den beiden Wannen fertig da, und von weit und breit kamen die leidenden Menschen zu den heilsamen Bädern der Frau Krüger. Fünfzig Pfennig ( ca. 0,25 € ) nahm sie, damit die Unkosten gedeckt waren. Ihre Arbeit berechnete sie nicht. Die ganze Familie half mit, wenn auch mit Murren. Der jüngste Sohn schleppte Eimer, der älteste, herzkranke, führte die Bücher und die Tochter sorgte für die erfrischenden Mahlzeiten.

Die Mutter aber ging sogar zu den Ärzten und pries ihr Moor an. Hin und wieder kam nun schon ein Patient. Als aber ein herzkranker junger Mann ein Bad genommen hatte und darin ohnmächtig geworden war, fie das Woart "Kurpfuschererei". Da faßte Frau Krüger, besessen von ihrer Idee, einen großen Entschluß. Sie sprach beim Kreisbaumeister vor und bestellte den Plan eines Kurhauses mit Bädern. Dann ging sie zum Landrat und bat um Förderung im Interesse der kranken Menschen des Kreises. Sie glaubte mit vollen Händen zu kommen : sie bot ja ihre Idee an. Und sie war bereit für die Verwirklichung alles einzusetzen. Die Ersparnisse ihrer lebenslänglichen Arbeit, das erbe ihrer Kinder, ihr eigenes ganzes Leben. Man horchte verwundert auf, und ließ sich mitreißen. Der Baumeister machte den Plan. Der Landrat lenkte das Interesse des Vaterländischen Frauenvereins auf das Bad. An Tuberkulose gefährdeten Kindern sollte die Wirkung erprobt werden. Das war etwas für Frau Krüger. Sie räumte sofort den "armen Würmern" die Hälfte ihres Bauernhauses ein, ohne Rücksicht auf ihre Familie. Wie glücklich war sie, als ein Gönner eine Glasveranda bauen ließ und ein anderer fünftausend Mark spendete, um das kleine Heim mit einer guten Pflegerin und hygienischen Ausstattungen zu versehen.

Schon wurden die ersten Prospekte gedruckt. "Waldfrieden" hieß nun das neue Moorbad, nicht mehr Gerlauken. Und am Waldrand wuchs das Kurhaus aus der Erde. Plötzlich stand es da in dieser weltabgeschiedenen Gegend : ein stattlicher Bau mit Pumpanlagen für die Bäder, mit hübschen Fremdenzimmern, mit schönem Eßsaal und Wohnraum. Im neuangelegten Garten wirtschaftete Vater Krüger, dem die Sache nun auch Spaß machte. Aber wo kam das Geld her, das viele Geld ? Sie schaffte es selbst herbei, die Frau Krüger. Sie warb unermüdlich für ihr "Waldfrieden". Und sie bekam Geld. Es war den Menschen von 1912 etwas neues und zu Herzen gehendes, daß ein Mensch solchen Glauben ausstrahlen konnte. Und sie gaben. Selbst der Landeshauptmann förderte die Sache, wenn er sie auch nicht ganz zu seiner machen konnte. Denn für Frau Krüger war der Gedanke, sie könnte ihr Bad in andere Hände geben oder es auch nur von anderen verwalten lassen, eine undenkbare Sache.

Das erste Kurhaus, im Hintergrund Wohnhaus Krüger, 1928

Das neue Haus wurde mit einem großen Fest geweiht. Und dann kamen auch die ersten Gäste. Aber es ließ sich nicht gut an. Die kranken Gäste hatten vieles zu bemängeln. Immer wieder mußte Frau Krüger ausgleichen und trösten. Aber die Ansagen wurden immer spärlicher, und im Herbst saßen Krügers allein in dem großen Haus. Die alten Badekunden blieben fort. Sie sagten : "Die Krügers sind neumodisch geworden und nehmen bezahlt". Die Städter meinten: "Ach, die auf dem Ausbau, da gibts bloß Mücken und grobe Kost". Die Krankenkasse schickte ihre Kranken lieber nach Polzin, weil die ärztliche Versorgung nicht gesichtert war. Frau Krüger sah die große Gefahr, die über ihrem Werk hin. Die Kinder aus dem Kinderheim waren ihr einziger Trost. Sie blieben auch im Winter und blühten wie die Seerosen.

Im nächsten Jahr ließ sich alles besser an. Aber man schrieb das Jahr 1914. Und im Juli war alles vorbei. Die letzten Gäste verließen von innerer Unruhe getrieben, das Kurhaus. Der große Krieg (1. Weltkrieg 1914-1918) warf seine Schatten voraus. Es wäre nun zu erzählen, wie Frau Krüger ihr Haus vor der russischen Einquartierung bewahrte. Es wäre auch zu erzählen von der Zeit, da "Waldfrieden" ein militärisches Erholungsheim wurde und Frau Krüger wieder alle Hände voll zu tun hatte. Wie glücklich war sie da. Aber dann kam das Ende und ein bitterer, neuer Anfang. Es kamen wenig Gäste. Dafür aber viele Unbekannte, die ihre Mitarbeit antrugen. Untern ihnen ein Arzt, der nach Einsicht in die Bücher ihr dringend riet, mit ihm gemeinsamme Sache zu machen. Er rechnete aus, daß sie sonst die Zinsen nicht mehr bezahlen können und amnächsten 1. April verkaufen müßte.

Was blieb Frau Krüger übrig ? Sie war alt geworden, die Tochter hatte geheiratet, der Junge war aus dem Kriege nicht heimgekehrt, und er kranke Sohn lebte in der Stadt. So übergab sie dem Arzt das Kurhaus und zog sich mit ihrem Mann in das alte Haus zurück. "Vielleich werden sie mich noch einmalbrauchen", dachte sie. Und sie wurde gebraucht. Schon bald wurde sie gerufen, um die Aufsicht aller Bäder zu übernehmen. Sie hatte immer selbst gearbeitet, die alte Frau, und verstand es nicht, andere anzustellen. Sie nahm den Mädchen die Arbeit aus der Hand und machte sie lieber selbst. Aber die Füße wurden immer schwerer, das Herz hing wie ein Sack in der Brust. Da nahm sie eines Abends selbst eines ihrer Moorbäder, die so vielen Menschen geholfen hatten. Sie legte sich wohlig zurecht und begann zu träumen. Einen großen, roten Omnibus sah sie mit vielen Gästen. Und alle sagten, so gute Bäder gäbes es nicht in ganz Deutschland. Und am Kurhaus war ein Seitenflügel ausgebaut und durch den Wald ging ein Promenadenweg ..... . Sie stieg aus dem Bad, spülte sich ab und legte sich, in wollene Decken gewickelt, auf das Ruhebett. Und träumte weiter. Ja, Waldfrieden würde immer schöner werder.... Ihr wurde warm und behaglich zu Mute, es war ja gut, wenn man nach dem Bade einbißchen einschlief. Und Frau Krüger schlief ein, - für immer. ( Bericht wurde geschrieben von Frieda Magnus-Unzer )

Die "Olga-Bahn", die Besucher und Kurgäste zur Kleinbahnstation Gerlauken brachte - hier an der Endstation am Kurhaus, ca. 1930

Waldfrieden war ein Begriff geworden. Und das nicht allein für die Kranken, sondern auch für erholungssuchende Bürger Insterburgs. Mit der Insterburger Kleinbahn (IKB)kam man bequem nach Gerlauken-Waldfrieden. Von der Haltestelle aus ging man entweder zu Fuß oder fuhr mit der "Olgabahn" bis zum Kurpark. Das war eine Pferdebahn, bestehend aus einem kleinen Personenwaggon, der von der Stute "Olga" gezogen wurde. Als man dann eine kleine Diesellok davorspannte, blieb der Name erhalten.

Es war auch wirklich ein idyllisches Flecken Erde, dieses Waldfrieden. Ein kleiner Tierpark fesselte besonders die Kinder. Hirsche, Rehe, Schwäne, Enten, Fasane, Eulen, Eichhörnchen und auch Äffchen waren dort zu sehen. Auf sauber angelegten Wegen schritt man auf dem weichen Teppich des leise, fast unmerklich schwankenden Moorbodens tiefer in den ursprünglichen Wald. Oft sah man zu beiden Seiten das unheimlich schwarze Wasser ungewisser Tiefe. Kehrte man dann zurück, konnte man in den gemütlichen Räumen des Kurhauses noch in Ruhe seinen Kaffee trinken bis der Abendzug der "Bimmelbahn" die Besuchsgäste wieder nach Insterburg brachte.[2]

Ausschnitt Totenschein August 1943 mit Vermerk Waldfrieden - Kreiskrankenhaus Insterburg

Traute Steidl aus Horstenau berichtet (2012) das Waldfrieden 1943 vom Kreiskrankenhaus Insterburg belegt war. Vermutlich reichten die Kapazitäten in Insterburg Ende 1943 nicht mehr aus. Bestätigung findet dies durch den Ausschnitt eines Totenscheines vom August 1943.

Nach 1945 berichteten Heimkehrer : Altes Kurhaus abgebrannt, alle anderen Gebäude sind nur Ruinen, im Badhaus alles demoliert, darüberliegende Wohnungen der Familien Borchert und Chielinsky zerstört. [1]

Berichte zum Moorbad Waldfrieden im Insterburger Brief : (Jahrgang / Seite ) : 2/10 und 11 ; 9/59 "Wir fahren nach Waldfrieden-Gerlauken"; 9/33 : Frieda Magnus-Unzer "Aus Gerlauken wurde das bekannte Moorbad Waldfrieden": 25/182 : Meta Weichert; "Schwarze Schafe im Moorbad Waldfrieden".

Geschichten & Anekdoten rund um Waldfrieden (Moorbad)

Schwarze Schafe im scharzen Moorbad "Die ungleichen Schlorren"
Mitten im Wald, nördlich von unserer Heimatstadt Insterburg, befand sich ein Moorbad. Sie werden es schon wissen, verehrte Leser, es hieß Waldfrieden. Man hätte keinen schöneren und passenderen Namen dafür finden können. Dazu war es es heilkräftig für die verschiedensten Krankheiten, besonders für Reconvaleszenten, d.h. für langsam Genesende. Dazu gehörte ich und wurde vom Insterburger Krankenhaus zur völligen gesundheitlichen Wiederherstellung nach dort gebracht.
Zu jener Zeit befand sich da Moorbad noch in den Anfängen. Es entbehrte damals jeglichen Komforts. Nur der tiefe Friede in der herrlichen Natur und das schwarze Moor waren vorhanden, sonst gab es keine Abwechslung. Nur einmal während meiner Anwesenheit gab es ein Intermezzo, von dem ich hier aus der Erinnerung berichten möchte, übrigens war Dr. Untermann, der Chefarzt für Innere Medizin am Insterburger Stadt- und Kreiskrankenhaus, zu jener Zeit der leitende Arzt des Moorbades und kam einige Male in der Woche nach dort zur Visite :

Wie gesagt, wir lebten im Frieden des Waldes. Der wurde eines Morgens jäh gestört. Da erschien unvermittelt eine Krankenpflegerinnen in der Tür unseres Zimmers und schrie in barschem Ton ."Alle die Schlorren vorzeigen!" Was wunder, daß wir uns darob empörten und den Grund wissen wollten. "Na ja ...", bequemte sie sich zu einer Erklärung," ... das is doch rein zum Dotärjern! .... Wenn das der Chef erfährt, kriejen wir Dunst!" .... Da haben wir doch beim Saubermachen unter einem Männerbett ein Weiber- und ein Männerschlorr jefunden. Jetz missen wir de Frau suchen, die auch einem Männerschlorr hat. V´leicht is se mondsichtig un is bei d´Nacht im Wald jegagen- V´leicht sin´se vonem Reh aufjescheicht worden und hab´n denn beim Rennen de Schlorren verwechselt!"
Wie es nicht anders sein konnte, fand sich dann auch tatsächlich unter dem Bett einer Patientin ein ebenso ungleiches Schlorrenpaar. Die war selbst nicht wenig über den Fund überrascht, faßte sich erstaunlicherweise aber schnell und erklärte, daß sie nächtlicherweile einen Schwächeanfall erlitten habe und um frische Luft zu schöpfen, nach draußen gegangen sei. Am Waldrand hätte sie eine Bank gefunden, auf der zufällig - wirklich rein zufällig - ein Mann gesessen sei, der sie in ihrem Schwächezustand unterstützt habe. Mit eins habe es hinter der Bank "geruschelt" und dann hätten sie einer "geschichert". Da seien sie davongelaufen. Im Dunkeln wäre sie unversehens über einen Ast gefallen und müssen dabei wohl ihre Schlorren verwechselt habe.
So gelacht wurde wohl nie mehr im stillen Waldfrieden als nach der Erklärung der "Betroffenen." Muß ich sagen, daß ihr niemand die Erzählung abnahm ? Immerhin hätte sie für ihre phantasie einen Orden verdient. Im damals sehr stittenstrengen Moorbad war ihre Kur damit beendet. Die beiden "Schwarzen Scharfe" mußten das schwarze Moorbad verlassen und es kehrte wieder des Waldes Frieden ein in Waldfrieden. Ich sagte schon, daß es wenig Abwechslung gab in Waldfrieden .......
aus : Die ungleichen Schlorren : Meta Weichert, Insterburger Brief (IB) ,Jahrgang 25 (1973), Seite 182 [3]


In der Zeitschrift "Die Museums-Eisenbahn" erschien 2006 ein Bericht über die Wirtschaftsbahnen in Ostpreußen. In dem Bericht wird u.a. über die Olga-Bahn berichtet, die die Haltestelle der Insterburger Kleinbahn (IKB) mit dem Kurgelände des Moorbades Waldfrieden verbunden hat :

E. Tauchmann (geb. Schlack) sitzt im Sommer 1944 im Garten in Waldfrieden vor dem ehemaligen Wagenkasten der Olga-Bahn, der jetzt als Gartenlaube dient
Ein Zug der IKB fährt um 1939 in die Haltestelle Waldfrieden-Moorbad ein. Zu dieser Zeit hatte die Olga-Bahn bereits ihren Betrieb eingestellt. Das Fuhrwerk vor der Wellblechhütte gehörte Fam. Brandstäter. Es sollten mit dem Fuhrwerk Benzinfässer abgeholt werden. Das Rollgut wurde seinerzeit in dem linken, abgeschlossenen Teil des Wartehäuschens aufgehoben. Der Adressat bekam ein Avis
Am 17.12.1932 eröffnete die IKB als Ergänzung zur Kleinbahn die Omnibuslinie Insterburg - Skaisgirren (ab 1938 Kreuzingen). Statt der drei täglichen Zugpaare verkehrte nun nur noch eines. Dafür fuhr der Bus der Kleinbahn einmal am Tag das Moorbad direkt an. Damit verlor die Olga-Bahn ihre Funktion. Etwa 1936 kaufte die Verwaltung des Moorbades ein Auto und brachte damit die Kurgäste zur Haltestelle der Kleinbahn oder direkt nach Insterburg, wo sie die Züge der Reichsbahn erreichten. Den Wagenkasten der Olga-Bahn erwarb ein Bauer aus Walfrieden und nutzte ihn als Gartenlaube.
Das Moorbad Waldfrieden ist heute vom Erdboden verschwunden. Flüchtlinge, die nach 1945 noch einmal dorthin zurückkehrten, berichteten, daß das Kurhaus abgebrannt sei, auch von allen anderen Gebäuden blieben nur Ruinen. Das Badehaus fanden sie völlig demoliert vor. In den letzten 60 Jahren hat sich die Natur das Gelände zurückgeholt. Ein Bild von der Olga-Bahn aber blieb erhalten und gibt noch heute Zeugnis von dem wenig bekannten ostpreußischen Moorbad Waldfrieden und dem Einfallsreichtum seiner Besitzer.
aus : Wirtschaftsbahnen in Ostpreußen : Bericht über die Olga-Bahn (Waldfrieden-Moorbad), Die Museums-Eisenbahn, 42. Jahrgang (2006) Nr.2 , [10]


2012 berichtet Edeltraut Tauchmann (geb. Schlack) das Ihr Vater Jonas Schlack 1926 oder 1927 sein Gut Olschöwen gegen den Bauernhof Pansegrau in Gerlauken (später Waldfrieden) tauschte (wie im Gedicht von Emil Fleiß über Gerlauken erwähnt). Nach dessen Tod 1932 heirate Ihre Mutter den Bauern Max Brandstäter; er war der Bauer der die Olga-Bahn kaufte und sie als Gartenlaube aufstellte.



Dokumente zu Waldfrieden


Quelle : In Das Ostpreussenblatt, Jahrgang 20 - Folge 28 vom 12.07.1969



Quelle : In Die Museums-Eisenbahn, Jahrgang 42 - Folge 2 / 2006



Bildmaterial


Moorbad Waldfrieden Ksp. Aulenbach - Luftaufnahme, 1936
Moorbad Waldfrieden Ksp. Aulenbach - Lageplan der Anlage, 1940


Badehaus Borchert
Das alte Kurhaus des Moorbades Waldfrieden


Moorbad Waldfrieden Ksp. Aulenbach - Das Badehaus und das neue Kurhaus des Moorbades Waldfrieden (ca. 1915)
Moorbad Waldfrieden Ksp. Aulenbach - Neues Kurgebäude und Badehaus Borchert (vor Bau des Sonnenhause)


Moorbad Waldfrieden Ksp. Aulenbach - Badehaus mit Sonnenhaus und neuem Kurhaus (1936)
Moorbad Waldfrieden Ksp. Aulenbach - Altes Kurhaus mit Speisesaal (1936)
Moorbad Waldfrieden Ksp. Aulenbach - Das sogenannte Sonnenhaus mit neuem Kurhaus mit Gästen (1937)


Moorbad Waldfrieden Ksp. Aulenbach - links das Neue Kurgebäude, rechts das Sonnenhaus (für Kurgäste 1. Klasse) mit Gästen



Moorbad Waldfrieden Ksp. Aulenbach - Besucher und Kurgäste des Moorbades (ca. 1935-1940)
Moorbad Waldfrieden Ksp. Aulenbach - Besucher und Kurgäste des Moorbades (ca. 1935-1940)



Moorbad Waldfrieden Ksp. Aulenbach - Anwendungen
Waldfrieden, Seerosen im Waldsee, ca. 1940


Waldfrieden, See mit Promenade, ca. 1930


Genealogische und historische Quellen

Quellen

  1. 1,0 1,1 Kurt Henning und Frau Charlotte geb. Zilius, Der Landkreis Insterburg, Ostpreußen - Ein Namenslexikon, ca. 1970
  2. Insterburger Brief - 9. Jahrgang (1957), Seite 33 - Aus Gerlauken wuurde das bekannte Moorbad Waldfrieden
  3. Insterburger Brief - 25. Jahrgang (1973), Seite 182 - Schwarze Schafe im scharzen Moorbad - Die ungleichen Schlorren


Genealogische Quellen

  • Kirchenbuchbestände :

Viele der Kirchenbücher sind in den Wirren der Zeit unwiderruflich vernichtet worden. Nachfolgend eine Übersicht der Bestände der Kirchenbücher der evangelischen Kirchengemeinde Aulenbach (Aulowönen) / Ostp.


Adressbücher


Bibliografie


Genealogische Bibliografie

  • z. Zt. kein Ortsfamilienbuch vorhanden




Verschiedenes

nach dem Ort: Moorbad Waldfrieden



Weblinks

Offizielle Webseiten

GOV-Kennung  : WALDENKO04VS [11]
Messtischblatt  : 1296 (12096) [12] | Messtischblatt Jahr : 1934


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Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis

GOV-Kennung WALDENKO04VS
Name
  • Kurhaus Waldfrieden (1928) Quelle 1296 Gr. Berschkallen 1928 (deu)
  • Waldfrieden (1939) Quelle (deu)
Typ
  • Wohnplatz
w-Nummer
  • 50237
Karte
   

TK25: 1296

Zugehörigkeit
Übergeordnete Objekte

Gerlauken, Waldfrieden, Фёдорово, Fëdorovo, Fjodorowo ( Landgemeinde Gemeinde ) Quelle


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