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Nieder Hermsdorf

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Hierarchie
Regional > Ehemalige deutsche Gebiete > Schlesien > Regierungsbezirk Oppeln > Landkreis Neisse > Nieder Hermsdorf


Inhaltsverzeichnis

Allgemeine Information: Das Dorf Nieder Hermsdorf

Nieder Hermsdorf war eine Ortschaft im Regierungsbezirk Oppeln in Oberschlesien und zählt zu den ehemaligen deutschen Gebieten. Kreisstadt war die Stadt Neisse. Heute gehört Nieder Hermsdorf zu Polen, polnischer Name: Jasienica Dolna. Der Ort liegt im Powiat Nyski in der Woiwodschaft Opole.

  • Quelle: Texte zur allgemeinen Information und zu den Bewohnern mit freundlicher Genehmigung des Verlages: Franz-Christian Jarczyk: "Die Dörfer des Kreises Neisse", 3. Auflage 2012, Selbstverlag des Neisser Kultur- und Heimatbundes :e.V. Hildesheim

Lage

Nieder Hermsdorf liegt 15 km nordöstlich von Neisse an der Straße über Riemertsheide-Rothhaus, 185 m über NN. Der Dorfbach fließt bald hinter dem Dorf in die Große Fischerlache. Der Bahnhof liegt an der Strecke Neisse-Oppeln; eine Omnibushaltestelle und eine Postagentur waren im Ort.

Zur Geschichte

Das Dorf wird erstmals 1282 als „Jessenicza“ oder „Hermannsdorf“ genannt. 1284 ist er unter den 65 bekannten 65 Dörfern. Nach dem Lib. fund. (um 1300) waren in „Hermanni villa“ 50 kleine Huben, von denen die Kirche 2 und der Scholze 10 mit 1 Schenke und eine Mühle mit 3 Rädern hatten. 1671 wird eine alte Wehranlage erwähnt. Am Ende des 30jährigen Kriegs fügten Schweden dem Ort schweren Schaden zu.

Die Gemeinde

  • Nieder Hermsdorf (Bürgermeister 1935 und 1939: Paul Langfeld; 1942: Bauer Josef Stuschke) war Sitz des Amtsbezirks (zuständig auch für Grünfließ, Klein Warthe, Mannsdorf, Neusorge, Nieder- und Ober Jeutritz und Rothhaus), des Standesamts und des Gendarmeriepostens. Die Grauen Schwestern hatten 1907 eine Niederlassung mit einem Kindergarten gegründet. Im Ort war eine Freiwillige Feuerwehr.
  • Für 1651 wird ein Kirchschreiber genannt, für 1784 ein Schulhaus. 1845 wurde das zweistöckige Schulhaus erbaut. 1925 besuchten 192 Kinder die dreiklassige Schule.
Unterricht gaben 1925: Hauptlehrer Karl Linke, Lehrer Karl Streibel (auch 1939), Lehrer Hermann Titze; 1935 und 1939: Hauptlehrer Franz Hofrichter, Lehrerin Else Trapke, Lehrer Alfons Kaluschke, Lehrer Anselm Zepner.
  • In Nieder Hermsdorf wurde 1860 der Dichter und Schriftsteller Paul Barsch geboren („Von einem der auszog“). Er starb 1931 in Breslau.
  • Die Gemeindeflur ist 1189 ha groß. Flurnamen sind: an den Bischofssteinen, Buschekken (1773), Floßgraben, Floßwiese, alter Garten (da ale Goartn), Gemeindewiesenweg, Haidbuschteich (da Hedebuschteich), Hain (da Hain), der Höchen, halbe Hufe (de holbe Hube), Polnischer Jakob (da Pulsche Jakob), ie Kieschaft (de Kieschacht), am Kreuze, der Köchelsberg, der Kronenberg (Kruhnebarg), Lärchenberg, am Laurentius, der Morgen, Neisseweg (da Neißwäg), an den 14 Nothelfern (bei a värz’n Nuthalfern), die Oberstraße (die Überstraße), Pechgrund, der Peterberg (da Pieterberg), der Pfarrberg (da Forrbarg), Polke, Polkewiese, Prußdruffer Äcker, Prußdruffer Wald, die Puscheckewiese, Raudern, kleine Rauden, der Rohrpfarrer (da Ruhrpforr), der Schinderbach (die Schindabache), das See (doas Sih), der Seeberg (da Sihberg), Seegasse (Sihgoasse), hinter den Teichen (hinda-r-a Teich’n), Unterwiesenweg, Viehweg, die Vogelhütten, die Waldkapelle (de Woldkopalle), Wallache (de Woallache), Wallachegraben, Wüstung (de Wustniche).
1783 wird eine rittermäßige Scholtisei erwähnt. Das Rittergut (156 ha) war seit 1873 im Besitz der Familie Scholz.

Kirche

  • Für 1290 wird ein Pfarrer in einer Urkunde erwähnt. Die katholische Kirche hat das Patrozinium St. Martin, zur Pfarrei gehören aus dem Kreis Neisse die Dörfer Klein Warthe, Mannsdorf und Neusorge. Der alte Bau erhielt 1744 eine Barockausstattung (Hauptaltar, Kanzel, Ölgemälde – 1757, Altarleuchter aus Zinn – Neisser Arbeit von 1779, Monstranz – Neisser Arbeit von 1789, wertvolle holzgeschnitzte Barockstatuen). 1933/34 wurde die Innenausstattung erneuert und Übermalungen beseitigt; dabei wurden Fresken aus der Barockzeit entdeckt. Die Kirche erhielt eine neue Orgelempore und einen neuen Orgelprospekt. Im Ort ist eine St. Laurentius-Kapelle. Jungkirmes war am Sonntag nach Mariä Geburt (8.9.), Altkirmes (Kirchweih) am Sonntag vor St. Martin (11.11.).
Pfarrer waren seit 1886 Reinhold Fiebig, seit 1905 Joseph Struif, seit 1927 Otto Gutschwager, 1932-1945 August Obst.
  • Die zuständige evangelische Kirche war in Friedland.


Einwohner

Einwohnerentwicklung

  • Die Anzahl der Einwohner mit Häusern und Haushalten war:
1784: 589 Einwohner, 94 Stellen
1845: 949 Einwohner (11 ev.), 166 Häuser
1895: 1077 Einwohner (16 ev.), 172 Häuser, 266 Haushalte
1939: 1110 Einwohner, 220 Haushalte
  • Im Jahr 1937 gab es im Ort: 4 Bäcker, 1 Baugeschäft, 3 Butter- und Käsehandlungen, 3 Fleischer, 2 Friseure, 2 Gasthöfe, 4 Gemischtwarenläden, 1 Getreidehandel, 1 Klempner, 1 Kormacher, 1 Landesproduktengeschäft, 3 Landw. Maschinenhandlungen, 1 Mechan. Werkstätte, 1 Ölmühle, 1 Sägewerk, 2 Sattler, 2 Schmiede, 3 Schneider, 5 Schuhmacher, 3 Stellmacher, 3 Tischler, 1 Viehhandlung, 1 Ziegelei, 2 Bankgeschäfte, 1 Elektrizitäts-Genossenschaft, 1 Genossenschaftsmolkerei, 1 Arzt, 1 Dentist, 1 Hebamme, 1 Tierarzt.

Liste der Einwohner, die 1935 in Nieder Hermsdorf wohnten

Flucht und Vertreibung 1945

Als am 17.3.1945 die russischen Truppen in das Drf kamen, begannen furchtbare Drangsalen für die Einwohner: junge und alte Frauen wurden vergewaltigt, mehrere Personen wurden erschossen, die Kirche wurde geplündert und angezündet. Als die Polen den Ort besetzten, begannen neue Leiden. Mehrere Bewohner wurden in die Kasematten nach Neisse oder in das Lager nach Lamsdorf gebracht, wo viele umkamen. Am 17./18.1.1946 wurden viele Einwohner bei eisiger Kälte, ausgeplündert, in ungeheizten Güterwagen zusammengedränt, nach dem Westen transportiert. Eine weitere Vertreibungsakton fand am 7.2.1946 statt.


Genealogische und historische Quellen

Kirchenbücher

Denkmäler

Webseiten

Bibliographie


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