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Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte/3/026

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Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte
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die Johannes-Kirche Johann Berndes.) Es wird berichtet, die Bürger hätten zwölf „Meßpriester“ aus der Stadt vertrieben, doch findet sich nichts Bestimmtes darüber. — In Schleswig[1], dem Hauptsitze der katholischen Geistlichkeit, mußte auf der einen Seite der Widerstand gegen die Reformation kein geringer sein, auf der anderen Seite aber zeigte sich damals gerade in den bischöflichen Städten, wo man das Verderbniß, in welches der Clerus versunken war, am besten kannte, oftmals am entschiedensten das Verlangen des Volks nach einer besseren Gestaltung des Kirchenwesens. So ging auch hier das Jahr 1526 nicht vorüber, ohne bedeutende Bewegungen hervorzurufen. Was die Domkirche betrifft, von der die übrigen Kirchen der Stadt abhängig waren, so ist zum Verständniß des Folgenden zu beachten, daß sie als eigentliche Domkirche, als deren Pfarrherr der Bischof angesehen wurde, dem Domcapitel zur Abhaltung des Gottesdienstes, den freilich die Domherren meistens durch ihre Vicare verrichten ließen, diente, daneben aber auch Pfarrkirche für einen Theil der Stadt war. Der obere Chor (Sanct Petri) war für die Domherren bestimmt, der untere (der mittlere Theil der Kirche) wurde als Chor der Pfarrkirche betrachtet (Sanct Laurentii), und es war für die Gemeinde ein eigener Pfarrherr oder Leutpriester angestellt. Ein seinem Kloster entwichener Mönch, Namens Friederich, seines wüsten Benehmens wegen nachher der tolle Friederich genannt, war es, der zuerst hier als Reformator auftrat, obwohl es ihm an Geschick dazu mangelte. Während die Domgeistlichen im hohen Chor ihre lateinischen Gesänge hielten, ließ er in der Kirche deutsche Kirchenlieder anstimmen, tobte und schalt in seiner Predigt gegen die Papisten, wußte aber das Volk an sich zu ziehen. Die Bürger mit ihrem Gesinde geleiteten ihn nach und von der Kirche, um ihn zu schützen, und wohlgefällig ward es aufgenommen, wenn er lehrte, die rechten Prediger des Evangeliums müßten nach apostolischer Weise in geringer Kleidung einhergehen, wie er denn selber auch nur einen Rock von grobem blauen Tuch hatte; sie müßten keine feste Besoldung haben, sondern ihr Brot vor den Thüren erbitten, u. dergl. m. Dabei fehlte es auch an Ausfällen gegen die Obrigkeit nicht. Man weiß, wie in der Reformationszeit auch anderswo solcherlei Reden ungemeinen


  1. Vgl. Dr. A. Sach, Gesch. der Stadt Schleswig (1875), S. 199 ff.
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