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Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte/3/267
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Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte | |
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Wesentliche der geläuterten Lehre begriffen und ergriffen hatten, den eröffneten Heilsweg betraten, und in der evangelischen Verkündigung Befriedigung fanden, mochte auch immerhin dasjenige, was von theologischer Gelehrsamkeit in die Vorträge kam, für sie verloren gehen. Daneben ist jedoch nicht zu verschweigen, daß es eine große Masse gab, welche auf die neuen Formen die alten Ansichten übertrug, so daß bei ihr das Anhören der Predigt in die Stelle des Anhörens der Messe trat, und sie den heiligen Gebräuchen nach wie vor durch bloße äußerliche Theilnahme daran seligmachende Kraft zuschrieb. So blieb ein großer Rest übrig von demjenigen, was man später mit dem Namen „papistischer Sauerteig“ bezeichnete, und wovon noch Manches in die neuere Zeit hineingereicht hat, zum Theil mit allerlei Aberglauben des Volks verknüpft und vermischt.
Wir können die Bemerkung nicht unterdrücken in dieser Beziehung, daß tief in der menschlichen Natur die Neigung und das Streben liegt, mit Gott und dem Himmel einen Vergleich abzuschließen, ohne wahre Bekehrung doch selig werden zu wollen. Dazu giebt es aber keinen leichteren Weg, als sich durch äußere Kirchlichkeit gleichsam mit dem Himmel abzufinden, wenn man dabei auch im Herzen bleibt, wie man eben ist. So konnte es denn geschehen, wie es in der That geschehen ist, daß bereits in dem Jahrhundert der Reformation selbst, und noch mehr in dem darauf folgenden, bei allem Eifer für die buchstäbliche Rechtgläubigkeit die rechte Gläubigkeit gar Vielen fehlte. Daher zeigte sich auch ein großer und wesentlicher Mangel an Glaubensfrüchten, wie wir es leider erblicken, so daß bei vorwiegender Kirchlichkeit eine auffallende Sittenlosigkeit bestehen konnte. Und eine solche bestand allerdings, wovon nur zu sprechende Beweise vorliegen, wie z. B. noch vorhandene Brüchregister. Selbst die Geistlichkeit war zum Theil von Unsittlichkeiten nicht frei, obgleich es vielen Mitgliedern derselben vornehmlich daran lag, weder gegen die Katholiken, noch gegen die Reformirten sich persönlich und der streng lutherischen Rechtgläubigkeit irgend etwas zu vergeben. Eine solche Haltung leistete dann vielfältig dem so leicht sich einschleichenden Irrthume Vorschub, der auf der Selbsttäuschung beruht, daß man ein Wissen von der Religion für Religion selbst hält.
Wir haben übrigens in dem Gesagten nur im Allgemeinen den Gang bezeichnen wollen, den nicht allein in den ersten Zeiten