- Mir lebte ein Cousinchen
- Fern auf der Rabenau,
- Mit Namen Katharinchen
- Und schön von Körperbau;
- Es zählte sieben Jahre,
- Die Aeuglein waren braun
- Und seines Köpfchens Haare
- Braunröthlich anzuschaun.
- Ich hatt' 's noch nicht gesehen,
- Als ich acht Jahre alt;
- Doch wenn was soll geschehen,
- So macht es sich auch bald.
- Im Schlaf kam's von der Reise
- Mit meiner Mutter an,
- Gleich legte die es leise
- Zu ihrem Christian.
- So schliefen denn die Kinder
- Eins an des andern Brust,
- Und wärmten sich geschwinder,
- Als sie es selbst gewußt.
- Doch als in seinem Bettchen
- Der Knabe früh erwacht,
- Und sieht das fremde Mädchen,
- Da zittert er und zagt.
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- „Wer ist denn das?“ so schrie er,
- Und that mit Schreck und Graus,
- Daß er erwacht nicht früher,
- Den Satz zum Bett heraus.
- Die Mutter spricht; „Du Schotchen!
- „Ist es dir denn nicht recht,
- „Daß ich gebracht mein Gothchen?
- „Du wollt'st ja, daß ich's brächt'!
- „Es thut dir nichts zu leide,
- „Leg dich nur wieder sacht,
- „Bis Kaffee ich bereite
- „Und es vom Schlaf erwacht!“
- „Um aller Welten Güter“,
- Sprach der erschrockne Sohn,
- „Leg ich mich nun nicht wieder!“
- Und lief sogleich davon.
- Doch als er angezogen,
- War seine Angst dahin,
- Da naht er sich verwogen
- Der Siebenschläferin;
- Und immer lieber sandt er
- Nach ihr den Forscherblick,
- Und daß er ihr Verwandter,
- Das schien ihm schon ein Glück.
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