- Am vierten Juli sieben
- Und dreißig raubte schon
- Die Bräune mir den lieben
- Und guten jüngsten Sohn,
- Und achtzehn Tage später
- Nahm sie auch ohne Ruh'
- Dem traurigsten der Väter
- Die Tochter noch dazu.
- Die Kinder schlummern beide
- Am vielgeweihten Ort
- An ihrer Mütter Seite,
- Vereinigt hier und dort.
- Die Namen sind gehauen
- In Einen Marmorstein,
- Zwei Kinder und zwei Frauen
- Besitzen ihn gemein.
- Die Namen beider Frauen
- Erblüh'n in K und W,
- Der Kinder ihre schauen
- Wirst du in M und E.
- In Aßlar rief die Kleine
- Der Todesengel ab,
- Doch kamen die Gebeine
- Nach Hermannstein in's Grab.
- Acht Monde und vier Tage
- War ihre Lebenszeit,
- Da wandelte in Klage
- Sich uns're kurze Freud'.
- In zweiunddreißig Wochen
- Hatt' nun des Todes Hand
- Drei Herzen mir gebrochen,
- Die ich die liebsten nannt'! —
- Da war die Ahnung beider
- Großmütter ganz erfüllt,
- Daß von den Dreien leider
- Ich Keines lang behielt.
- Weil Eduards Denkvermögen
- Sein Alter überbot,
- So schlossen sie deßwegen
- Auf seinen frühen Tod.
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- Und gegen mein Verhoffen
- War bald zu meinem Leid
- Auch wirklich eingetroffen,
- Was sie ihm prophezeit.
- So weh mir auch das Scheiden
- Der lieben Kinder that,
- Erstieg der Schmerz bei beiden
- Doch nicht den höchsten Grad.
- Was mir auch mocht' geschehen,
- Das Leid in meiner Brust
- Konnt' auch kein Tod erhöhen
- Nach meiner Frau Verlust.
- Wer härter ward geschlagen,
- Kann den geringern Schlag
- Gleichgiltiger ertragen,
- Wenn er ihn trifft hernach!
- Sind alle Herzensfalten
- Von Schmerz genommen ein,
- So dringt zu diesem alten
- Kein neuer mehr hinein!
- Wie war es jetzt so öde
- Und leer in Haus und Feld!
- Wie war mir doch so schnöde
- Die vorher schöne Welt!
- Was half des Himmels Lächeln,
- Der Sonne heit'res Licht,
- Der Lüfte sanftes Fächeln; —
- Ich sah und fühlt' es nicht.
- Die Sterne an dem Himmel,
- Der Vögel Jubelchor,
- Der Menschen bunt Gewimmel,
- Der Blumen Farbenflor,
- Nichts stellte mich zufrieden
- Auf Gottes weiter Erd';
- Als Minchen war geschieden,
- War Alles nichts mehr werth.
- Ein brennend Heimweh fühlte
- Ich nach der einz'gen Frau,
- Und dieses Brennen kühlte
- Mir nichts im Schöpfungsbau.
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