- Königin und Göttin meines Herzens!
- Das Du ganz besessen, ganz entzückt;
- Hochverehrte, Hochverklärte Gattin!
- Meinem Auge, meinem Arm entrückt,
- Brennend ist die Zähre, die Dir fließet,
- Deiner Hoheit Schmerzensfeier mir!
- Doch was ist der Erde Lust und Freude
- Meiner treuen Seele gegen ihr? —
- Himmlische! ach, ach — so schnell entschwunden
- Aus der schönen Welt, die Du mir schufst!
- Tausend Dank sei Dir für die Erinnrung,
- Die zurück Du mir im Bilde rufst!
- Konnte ihm der Maler auch nicht geben,
- Was Dein Gott, Dein Geist und Herz Dir gab,
- Lieb' ich doch die Aehnlichkeiten alle,
- Die ich im Gemälde vor mir hab'!
- Schwach, nur schwach hat zwar des Fremden Pinsel
- Hingezeichnet, was an Dich mich band;
- Doch der Liebe Phantasie vollendet,
- Was unmöglich war des Künstlers Hand!
- Deine Mienen, Deine Blicke waren,
- Als Du sie dem Maler zugewandt,
- Auch bei weitem nicht so schön und reizend,
- Als wenn Dein Geliebter vor Dir stand!
- Wie ich einst in diesen Wunderaugen
- Meine Seligkeit, mein Schicksal las;
- Wie, von ihrem Zauberstrahl getroffen,
- Ich der Welt und meiner selbst vergaß;
- Wie sie mich im höchsten Himmel wiegten,
- Und ich Götterlust aus ihnen sog;
- Wie sie Rosenketten um mich schmiegten,
- Und mich ihre Kraft magnetisch zog;
|
- O, so haben sie auch selbst im Bilde
- Ihre Kraft an mir noch nicht verbraucht!
- Immer leuchten sie der Liebe Segen,
- Aus der reinsten Seele aufgetaucht!
- Immer bringen sie mir das Vergang'ne,
- Die genoss'ne Wonne neu zurück!
- Immer bürgen sie mir für die Zukunft,
- Und für das gehoffte Himmelsglück!
- Schwör' ich Dir für jenes bess're Leben
- Engelliebe, Engeltreue zu;
- O, dann lächelst Du mir stillen Frieden,
- Und das Herz, das arme Herz hat Ruh'! —
- Ruhe? — ach, wie könnte ich sie finden,
- Ehe ich des Wunsches Ziel erreicht?
- Ist es Ruhe, wenn der Sturm der Sehnsucht
- Einen Augenblick im Herzen schweigt? —
- Mit Dir lebte ich schon hier im Himmel!
- Ohne Dich kann er mir dort nicht sein!
- Doch Du hast ihn mit hinauf genommen,
- Und Du bist auch droben wieder mein!
- O, Du hast es mir ja fest versprochen!
- Und ich zweifle nicht an diesem Glück;
- Denn wie Gottes Wort vertrau' ich Deinem,
- Und sein Siegel war Dein letzter Blick!
- Minchen! Minchen! Ewige Geliebte!
- Möcht' ich droben Deiner würdig sein!
- Besser warst Du ja auch schon hienieden,
- Als Dein Treuer; dennoch warst Du sein!
- Wirst es bleiben, wirst ihn nicht verschmähen;
- Nein, Du machst ihm nimmer solche Pein!
- Und er wird dereinst an Deiner Seite
- Auch im bessern Leben besser sein!
|