- Ich verlasse dich nun bald, mein Lieber! —
- Doch wir seh'n uns wieder — und darüber
- Steht mein Christenglaube felsenfest —
- Nicht wie Solche, die sich nur begegnen,
- Flüchtig grüßen und dann wieder segnen;
- Nein, wir feiern dort ein ew'ges Fest! —
- Liebes Minchen! o gewiß, wir lieben,
- So wie hier, auch einst uns wieder drüben,
- Wo kein Tod die Herzen jemals trennt.
- Doch, ich bitte Dich, denk' nicht ans Scheiden!
- Das geschiehet erst in spätern Zeiten,
- Deine Wallfahrt ist noch nicht zu End'!
- Mit Verklärungsglanze übergossen,
- Von erhab'ner Seelenruh' umflossen,
- Sprach ihr Auge, Mund und Angesicht:
- Täusche dich nicht selbst! Ich weiß es besser.
- Baue nicht der Zukunft luft'ge Schlösser!
- Meines Bleibens ist hier länger nicht.
- Möchten, die ich kränkte, mir vergeben!
- Denn mit Vorsatz habe ich im Leben,
- Meines Wissens, Niemand je gekränkt.
- Meine Aeltern halte stets in Ehren!
- Laß sich eure Freundschaft täglich mehren;
- Denn durch mich sind sie auch dir geschenkt!
- Deine Kinder suchte ich zu ziehen,
- Und mein freund- und ernstliches Bemühen
- Blieb ja auch nicht gänzlich unbelohnt!
- Deine Aeltern willst du von mir grüßen!
- Sie ins liebevolle Herz zu schließen,
- War ich nun in süßer Pflicht gewohnt.
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- Unser Kind möcht' ich in Aßlar wissen!
- Wenn sie es auch dort verpflegen müssen,
- Weiß ich doch, sie thun es gern und recht.
- Und du kannst es da auch täglich sehen!
- Würdest doch nach Aßlar fleißig gehen!
- Es gefiel dir dort ja niemals schlecht!
- Deinen Haushalt hab' ich treu bewahret!
- Wenn auch Großes ich noch nicht ersparet,
- Bist du ja zufrieden doch mit mir!
- Vierzehn Gulden und zwei Kronenthaler
- Hab' ich ausgelegt für dich, als Zahler
- Mancher Kleinigkeit; das merke dir!
- Dieses Sümmchen möchte ich erhalten
- Meinem Kind! Du wirst es ihm verwalten!
- Schulden Hab ich meines Wissens nicht.
- Sollten aber einige erwachen,
- Wirst du Alles gerne richtig machen,
- Wie es fordert Billigkeit und Pflicht!
- Carolinchen magst zum Angedenken
- Du nun meine gold'ne Kette schenken,
- Die ich einst als Braut von dir empfing!
- Jettchen aber willst du selber sagen,
- Daß es mir zu Ehren möge tragen
- Den mit Diamant besetzten Ring!
- Alle meine Freunde laß' ich grüßen!
- Meine Aeltern werden mich vermissen! —
- Mögen sie nicht allzu traurig sein!
- Denn ich war ja doch nicht mehr bei ihnen,
- Und sobald ihr Todestag erschienen,
- Seh'n wir uns in seligem Verein!
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