- Auch ward ein feines Netzchen
- Von schöner Hand gestellt;
- Doch Lina, schon mein Schätzchen,
- Behielt auch jetzt das Feld.
- Leid war mir's für die Blonde,
- Daß ihren Liebesdruck
- Ich nicht erwidern konnte
- Durch den geringsten Muck.
- Du reizendes Blondinchen,
- Dacht' ich bei ihrem Nah'n,
- Das hätte Carolinchen
- Doch nimmermehr gethan!
- Gern will ich dir verzeihen,
- Daß du so gut mir bist;
- Doch kann ich nicht verleihen,
- Was schon nicht mein mehr ist!
- Ein Jahr und fünfzehn Tage
- Hielt ich die Trauerzeit,
- Dann war ich, meine Lage
- Zu ändern, ganz bereit.
- Als ich am Weihnachtsfeste
- Von meiner Predigt sah,
- Stand sie, die Allerbeste,
- Leibhaftig vor mir da.
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- Ich sahe von dem Scheitel
- Bis zu den Füßen sie;
- Und doch war Alles eitel,
- Und Trug der Phantasie.
- Ich ging nach meiner Meinung
- Gerade auf sie zu,
- Und weg war die Erscheinung
- Auch in demselben Nu.
- Ich nahm zu meinem Schilde
- Die Predigt nun zur Hand,
- Sogleich das Scheingebilde
- Von Neuem vor mir stand.
- Ich sah es an, und lachte
- Mich selber tüchtig aus;
- Dann sprach ich zu mir sachte:
- „Nein, das ist doch zu kraus!“
- Das hast du, liebste Kleine!
- Mir nicht umsonst gethan;
- Nun sollst mit Fleisch und Beine
- Du dich auch zu mir nah'n!
- Kaum war sofort zu Ende
- Mein Feiertagsgeschäft,
- So schrieb ich ihr behende:
- „Wie hast Du mich geäfft!
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