- Die Rücksicht auf mein Minchen
- Und seinen frühen Tod
- Den Aeltern so wie Linchen
- Und mir den Lärm verbot.
- Drum ward ich ganz im Stillen
- Mit meiner lieben Braut
- Nach unser aller Willen
- In hies'ger Kirch' getraut.
- Der Pfarrer Reinhard weihte
- Mit vetterlichem Mund
- Am dritten Juli beide
- Uns ein zum Ehebund.
- Man trank im engsten Kreise
- 'Ne Tasse Chocolat',
- Und sprach: „Nun eilt zur Reise!
- „Sonst würde es zu spat!“
- Ich war da fünf und dreißig,
- Sie drei und zwanzig Jahr';
- Und dessentwegen heiß ich
- Uns kein ungleiches Paar.
- Wir fuhren ganz gelassen,
- Mehr, als nach meinem Sinn
- Für uns sich schien zu passen,
- Zum Vogelsberge hin.
- Der Abend war gekommen
- Nach Schotten eh'r, als wir;
- Drum haben wir genommen
- Dort unser Nachtquartier
- Im Zimmer wir auch trafen
- Zwei Betten, blank und fein,
- Daß Jedes konnte schlafen —
- Wenn's wollte — ganz allein.
- „Räthst du“ — frug ich — „mein Schätzchen!“
- „Wenn es hier spukt die Nacht,
- „Was ich mir für mein Plätzchen
- „Hab' zum Asyl erdacht?“ —
- „Denk“ — sprach sie — „daß wir beide“
- „Bedürfen jetzt der Ruh!
- „Drum leg' Dich auf die Seite,
- „Und schließ' die Augen zu!“
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- „Hast Du,“ frug ich sie, „draußen“
- „Die Nacht den Spuk gehört?“
- „Ach, geh'!“ sprach sie. „Von Außen“
- „Hat Niemand mich gestört.“
- Vom Kaffee wach und heiter
- Ging's aus der Schotter Post
- Gemach und immer weiter
- Den Berg hinan gen Ost.
- Da zeigte ich der Stellen
- Ihr nah und ferne viel',
- Wo ich mit Schulgesellen
- Getrieben frohes Spiel;
- Auch knüpft' ich manche Sagen
- An diese Punkte an;
- Was man denn aus dem Wagen
- So recht gemächlich kann.
- Es machte ihr Vergnügen,
- Als sie im Sommerkleid'
- Die Gegend sahe liegen,
- Die mich als Kind erfreut;
- Doch als ich ein Gemälde
- Vom Winter dort entwarf,
- Rief sie: „Nein, solche Kälte —
- „Die wär' mir doch zu scharf!“
- „Ach, Kind! Ich wollte wohnen,“
- Erwiderte ich ihr,
- „In noch weit kältern Zonen,
- „Wenn ich nur wär' bei Dir!“ —
- Nun trafen wohlbehalten
- Wir bald in Crainfeld ein,
- Um meine lieben Alten
- Ganz plötzlich zu erfreu'n.
- Wir brauchten nichts zu sagen,
- Um uns zu melden an,
- Das hatte unser Wagen
- Durch Rasseln schon gethan.
- Der Aeltern Herz frohlockte
- Sogleich am Chaisenschlag,
- Und doch ein wenig stockte
- Auf ihrer Zung' die Sprach',
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