- Weinend hab' ich gesehn, wohin die Reise gegangen;
- Heilig ist mir der Ort durch der Prophetin Gebein.
- Leblos lag sie schon da, ein treues Gemälde des Todes,
- Ehe noch dieser erschien; steif war jegliches Glied;
- Und ihre rechte Hand — ? war ich, war's auch in der Krankheit;
- Aber zur Stunde der Noth war ich gerade ihr fern.
- Ach, wie schrecklich erfüllt ward der erst von mir belachte,
- Aber bedeutende Traum! Nenne ich so ihn mit Recht? —
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- Unerklärlicher ist, daß träumend andere Seelen
- Käthchens baldigen Tod gegen Vermuthen geahnt;
- Mag ich auch über das Wie den Kopf mir immer zerbrechen,
- Finde ich dennoch auch hier mehr, als ein nichtig Geträum.
- Sehr gewinnet ein Satz durch viele lebendige Zeugen,
- Wenn ihre Zeugnisse treu und übereinstimmend sind;
- Dieses bemerke ich nur beziehlich auf folgende Träume,
- Deren wirklichen Sinn erst die Erfahrung gelehrt.
- Fast zur nämlichen Zeit, als Gott dem lieblichen Käthchen
- Von dem fallenden Loos Winke von oben ertheilt,
- Gab er solche voraus auch meinem trefflichen Vater,
- Vorbereitend dadurch ihn auf den herben Verlust.
- Nächst — so träumte es ihm — dem Fallthorhause bei Schotten,
- Auf dem Wege, den oft Käthchen im Geiste gemacht,
- Fand er dasselbe, was sie im vorigen Traume verloren:
- Nur eine rechte Hand, ohne den Körper dazu;
- Eifrig winkte sie ihm als möge doch eilend er kommen;
- Seis, daß sie gewünscht Abschied zu nehmen von ihm;
- Seis nun, daß sie in der Noth nach Hülfe und Rettung verlangte.
- Wem dieselbe gehör', wurde ihm nicht offenbar.
- „Grausen ergriff mich im Traum,“ so sprach er zu seiner Familie,
- „Und mit Schauder noch jetzt denke an ihn ich zurück!“ —
- Da mein Vater so viel bei meinem Käthchen gegolten,
- Hat es gewiß sich nach ihm kurz vor dem Tode gesehnt;
- Aber wie findet die Hand er schon ihm winkend am Wege,
- Ehe sie Käthchen nach Hülf' oder zum Abschied gereicht?
- Sprich nun: Siehest Du hier die Spuren des menschlichen Geistes,
- Oder des göttlichen, der ihm sich allwaltend enthüllt?? —
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