- Deßhalb sahen deutlich alle Knaben,
- Daß nothwendig jegliche Partei
- Ihren eignen Führer müsse haben,
- Daß im Ganzen besser Ordnung sei.
- Und so wurde ich von unsrer Seite
- Feierlich zum Hauptmann auserwählt,
- Da ich schon zuvor in jedem Streite
- Wurde zu den Tüchtigsten gezählt.
- Nicht die Vorzüge an Größ' und Jahren
- Hatten diese Ehre mir verschafft;
- Aber die zwei Jahre älter waren,
- Waren nicht gewachsen mir an Kraft.
- Und auf meine neue Hauptmannswürde
- Bildete ich mir nicht wenig ein;
- Freilich war sie manchmal eine Bürde,
- Doch das konnte ja nicht anders sein.
- Meinen Leutnant und die Subalternen
- Wählte ich mir nach Belieben aus,
- Und sie mußten, um den Dienst zu lernen,
- Täglich zu mir kommen in das Haus.
- Mußten mir auch schriftlich rapportiren,
- Was von Wichtigkeit im Dorf geschah,
- Und die Mannschaft tüchtig exerciren,
- Bis ich selber wieder nach ihr sah.
- Hatte meiner Ordre nicht pariret
- Irgend Einer nun aus meinem Corps,
- Ward er in das Backhaus abgeführet,
- Und es kam ein Vorhängschloß davor.
- Daß der Krieg nicht mehr geführet werde
- Mit der Faust, befahl ich meinem Heer:
- Komm' mit einer starken Haselgerte
- Jeglicher bewaffnet morgen her!
- Und die Officiere will ich bitten,
- Daß nicht bloß mit einem solchen Schwert,
- Sondern jeder komme angeritten
- Auch auf einem schönen Haselpferd!
- Und zum unterdörfer Hauptmann gehen
- Mag mein Adjutant, der Leutnant Schmidt,
- Daß er theile das, was hier geschehen,
- Jetzt demselben augenblicklich mit!
- Hauptmann Geist will morgen mit den Seinen,
- Sprach der Adjutant, zurückgekehrt,
- Ebenfalls mit Gerten hier erscheinen,
- Und auch jeder Officier zu Pferd.
- Tags darauf die Herzen froher schlugen,
- Aller Augen strahlten voller Lust;
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- Denn sie waren, weil sie Säbel trugen,
- Alle ihres Standes sich bewußt.
- Jetzo kam's nicht mehr zum Handgemenge,
- Wie es früher immer war geschehn;
- Alle mußten militärischstrenge
- Nun in festgeschlossnen Gliedern stehn,
- Und in solchen wurde angegriffen
- Auf's Commandowort des Feindes Heer,
- Daß die Haselsäbel lustig pfiffen,
- Denn es kämpfte Jeder um die Ehr'.
- Da das Schlachtfeld in des Dorfes Mitte,
- Blieben alle Leute gerne stehn;
- Hemmten lachend ihre schnellen Schritte,
- Um dem Kampf der Jugend zuzusehn.
- Und der Ehrgeiz mußte dadurch steigen
- In dem raschen jugendlichen Blut;
- Keine der Parteien wollte weichen,
- Jede stritt mit wahrem Heldenmuth.
- Endlich haben wir den Sieg erhalten,
- Als dem Hauptmann ich durch einen Hieb
- Hatte so das linke Ohr gespalten,
- Daß es von einander stehen blieb.
- Als ich da herab auf seine Kleider
- Unaufhörlich rieseln sah das Blut,
- Und daß er nicht schlagen konnte weiter,
- Rief ich: Halt! Für heute ist es gut!
- Da wir stets die besten Freunde waren,
- That es mir von ganzem Herzen leid,
- Daß ihm dies von mir war widerfahren;
- Denn wir blieben Freunde auch im Streit.
- Lieber Eduard, bat ich, verzeihe,
- Was ich leider nicht mehr ändern kann!
- Ach, ich sehe, sprach er, Deine Reue,
- Und ich weiß, Du hast's nicht gern gethan!
- Doch es thut mir weh die off'ne Wunde,
- Darum wasch ich erst sie und dann lauf'
- Zu der Mutter ich nach Haus zur Stunde,
- Daß sie lege mir ein Pflaster drauf.
- Für Begleitung muß jedoch ich danken
- Dir in diesem Augenblicke sehr;
- Denn wenn Dich die Mutter sollte zanken,
- Sprach er, schmerzte dieses mich noch mehr!
- Mag sie immer zanken mich und schelten,
- Will ich doch mit Dir nach Hause gehn,
- Sprach ich, um ihr selber zu vermelden,
- Daß es nicht mit Vorsatz ist geschehn.
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