- Und wiewohl er an demselben Tage
- Noch zum Pädagogiarchen lief,
- Und, daß er den Irrthum richtig mache,
- Seine erste Aussag' widerrief,
- Ließ sich dieser nicht damit genügen,
- Sondern sprach: „Es ist, wie Sie gesagt;“
- „Jetzo wollen Sie mich nur belügen,“
- „Weil die Spamer Ihnen Angst gemacht!“
- Als wir, unsre Unschuld zu bezeugen,
- Ihm noch sagten manches ernste Wort,
- Sprach er zu uns: „Wenn Sie jetzt nicht schweigen,“
- „Jag' ich aus dem Pädagog Sie fort!“
- Da ich's nun dem Doctor Engel klagte,
- Welch' ein großes Unrecht uns geschehn,
- Dieser mir zu meinem Troste sagte:
- „Ich will selbst zum Herrn Professor gehn!“
- Und so ist er dreimal hingegangen,
- Und bat stets die Hälft' der Strafe ab.
- Als zum vierten Mal ich angefangen,
- Er mir aber diese Antwort gab:
- „Habt Ihr statt zwei Tage nur zwei Stunden“
- „Beide in dem Carcer zugebracht,“
- „Und mit dem Pedell Euch abgefunden,“
- „Dann ist schon die Sache abgemacht!“
- Als wir beide nun im Carcer saßen,
- Und der Diehl uns kaum geschlossen ein,
- Hörten in den allernächsten Straßen
- Wir schon „Feuer! Feuer! Feuer!“ schrei'n.
- Augenblicklich wir uns da bemühten,
- Zu erbrechen unser Kerkerschloß,
- Und der Diehl rief: „Sein Sie nur zufrieden;“
- „Denn ich lasse ja sogleich Sie los!“
- Eine Strafe habe ich bekommen
- Später, während ich in Prima saß,
- Welche ich mit Freuden angenommen,
- Da sie mir gewährte großen Spaß.
- Heichelheim roch übel aus dem Munde;
- Streckte öfters auch die Zung' heraus,
- Wenn er schreiben wollte in der Stunde,
- Und das war schon lange mir ein Graus.
- Darum sprach ich einst: „Wenn Du beim Schreiben“
- „Wieder Deine Zung' mich lässest sehn,“
- „Werde ich die Unart Dir vertreiben;“
- „Denn sie ist nicht länger auszustehn!“
- Da er doch nach einigen Minuten
- Seiner Zunge ließ den alten Lauf,
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- Schlug ich diesem, sonst gescheidten Juden,
- Weil ich's ihm gedrohet, tüchtig drauf.
- In dem Augenblicke rief er: „Spamer!“
- Daß es der Professor hören sollt';
- Und da Rumpf es deutlich hörte, kam er,
- Fragend, was derselbe von mir wollt'.
- „Ei, der Spamer da hat mich geschlagen!“
- Sprach der Jude, mich verklagend nun.
- „Herr Professor, ich kann Ihnen sagen,“
- Sprach ich, „daß ich dieses mußte thun!“
- So und so hat es sich zugetragen,
- Wie ich nämlich eben jetzt erzählt;
- „Und Sie können hier die Nachbarn fragen,“
- „Ob sie Heichelheim nicht alle quält!“
- „Ja,“ rief Thum, „in seiner Atmosphäre“
- „Ist ein so unleidlicher Gestank,“
- „Daß es wahrlich gar kein Wunder wäre,“
- „Wenn man hier vor Eckel würde krank!“
- „Spamer soll sechs Kreuzer Strafe zahlen,“
- „Und der Kläger noch einmal so viel!“
- Dieses war das Urtheil, das dermalen
- Mir vom Herrn Professor wohl gefiel.
- Wie wir als Studenten mit Soldaten
- Anno einundzwanzig sind im Streit
- Ohne mein Verschulden einst gerathen,
- Hab' ich schon beschrieben lang und breit.
- Aber, was ich, während wir gehalten
- Damals auf dem Schiffenberg Commerce,
- Ausgestanden hab' mit meinem Alten,
- Das bezeugt bis heute noch kein Vers.
- Da mein Bruder dabei präsidirte,
- Und doch dazumal erst Brandfuchs war,
- Ihn der Bursche Reuling invidirte,
- Und so kamen sie sich in die Haar'.
- Zwei Barone waren mitgekommen,
- Der von Buseck und von Rabenau,
- Welche Reuling hatte mitgenommen,
- Ob wir gleich sie kannten nicht genau.
- Diesen wollte Reuling gerne zeigen,
- Daß doch er der Hahn im Korbe sei;
- Wenn mein Bruder nun gebot zu schweigen,
- That der Bursche grad den lautsten Schrei.
- In der Ordnung war er nicht zu halten,
- Sondern schrie so lange darauf los,
- Bis nach langem Drohen meinem Alten
- Endlich auch die Galle überschoß.
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