- Da nun kamen sie zum Handgemenge;
- Die Barone standen Reuling bei;
- Doch war's mehr ein Zerren und Gedränge,
- Als gerade eine Schlägerei.
- Mit Gewalt erfaßt' ich meinen Alten,
- Um ihn aus dem Saale wegzuthun;
- August Völker wollt' die Gegner halten,
- Daß sogleich sie alle sollten ruhn.
- Buseck aber kam uns nachgesprungen,
- Und zu allem Glück gewahrte ich,
- Daß nach meinem Bruder er geschwungen
- Hatt' sein Messer schon zu einem Stich.
- Da stach ich ihm Eine aus der Wurzel,
- Daß er auf der Treppe schlug ein Rad,
- Und bei seinem unverhofften Burzel
- Meinem Alten nichts zu Leide that.
- Weil ihm Rabenau nun helfen wollte,
- Warf ich diesen quer auf jenen hin,
- Sprechend zu dem Bruder, daß er sollte
- Den Barönchen ein'ge überziehn.
- „O, wenn Du mir beistehst, lieber Kleiner,“
- Rief mein Alter, „soll's bald fertig sein;“
- „Denn von uns schlägt doch wahrhaftig Einer“
- „So ein Dutzend Kerlchen kurz und klein!“
- „Aber,“ sprach ich, „weil wir's könnten, eben“
- „Darum, Alter, wollen wir's nicht thun,“
- „Und da diesen Du genug gegeben,“
- „Laß sie gehen und uns wieder ruhn!“
- „Da sie sich betragen wie Banditen,“
- „Muß wie solchen ihnen Recht geschehn,“
- Sprach er; doch bewog ich ihn durch Bitten,
- Mit mir weg bis in den Hof zu gehn.
- Als jedoch auch Reuling vor der Thüre
- Zähneknirschend wieder ihm erschien,
- War's als wenn der Teufel in ihn führe,
- Und er wollte mit Gewalt an ihn.
- „Mach' mit Reuling und mit Euren Gästen —“
- Rief ich deßhalb August Völker zu —
- „Dich, so schnell Du kannst, hier aus den Aesten;“
- „Denn es gibt doch eher keine Ruh!“
- Aber meinen aufgebrachten Alten,
- Bis zur Abfahrt Alles war bereit,
- Von dem Gegner nun noch fern zu halten,
- Das war wahrlich keine Kleinigkeit.
- Dennoch ist es mir allein gelungen,
- Abzuwenden drohende Gefahr,
|
- Und es ist mir Niemand beigesprungen,
- Weil ich ihm allein gewachsen war.
- Endlich hatte Völker auf dem Wagen
- Meines Bruders Feinde alle drei,
- Und da ich sie sah von dannen jagen,
- Ließ ich nun auch diesen wieder frei.
- Früher hatte ich mit jenem Reuling
- In der Scheuer auch schon einen Strauß,
- Da er mich als einen Fuchs und Neuling
- Tüchtig einmal wollte schmieren aus.
- Doch er mußte bald den Kürzern ziehen,
- Und nicht nur den Rücken wenden mir,
- Sondern selbst bis auf die Straße fliehen;
- Soweit trieb ich ihn mit dem Rappier.
- Fünfmal hätte ich mich können schlagen,
- Wenn ich krabbiger gewesen wär;
- Hab' mich aber jedesmal vertragen,
- Weil ich dieses hielt für größ're Ehr'.
- Viermal ist mein Bruder losgegangen,
- Und mit Freunden an demselben Tag;
- Jeder hat dabei von ihm empfangen
- Einen Hieb, woran er lange lag.
- Kißner, Schmitz, Georgi, Degen schmissen
- Tapfer auf ihn los in jenem Streit,
- Und als er sie alle angeschissen,
- That's ihm für den ersten herzlich leid.
- Aus Studentenangelegenheiten
- Habe ich mir niemals viel gemacht;
- Denn es sind ja doch nur Kleinigkeiten,
- Ueber die man später selber lacht.
- Bei der Freunde Sing- und Trinkgelagen
- War ich jederzeit fidel und gern;
- Doch von Raufen, Saufen, Dirnenjagen
- War und blieb ich immer lieber fern.
- Dreimal aber hätte können büßen
- In der Lahn ich leicht das Leben ein
- Während meines Aufenthalt's in Gießen,
- Doch es sollte jedesmal nicht sein.
- Zwei Bekannte sah ich Wasser treten,
- Als ich baden wollte in der Lahn;
- Und ich frug sie, ob sie Grund da hätten,
- Hörte meine Frage auch bejah'n.
- Ihrem Worte glaubend sprang ich plötzlich
- In die Fluth vom hohen Uferrand;
- Aber unten war es mir entsetzlich,
- Da ich dennoch keinen Boden fand.
|