- Und umgeben von der ganzen Rotte
- Fuhr nun unser Admiralschiff kühn
- Als die Königin der schönen Flotte
- Auf der schwarzen Lache her und hin.
- Damals hat auf dieser hoch gestanden
- Die aus ihrem Bett getret'ne Lahn,
- Daß wir beinah keinen Grund mehr fanden
- Und umher fast lauter Wasser sahn.
- Metzgermeister Frech nun wollte eben
- Grad in seinen nahen Garten gehn;
- Da er ihn von Wasser sah umgeben,
- Blieb er aber bei uns stille stehn.
- Kißner, der ihn kannte, sprach: „Mein Lieber,“
- „Treten Sie nur zu uns auf das Eis,“
- „Sicher fahren wir Sie da hinüber,“
- „Und verlangen dafür keinen Preis!“
- „Nein, Ihr Herrn, ich will davon nichts wissen,“
- Sprach der Alte; „denn den dummen Gast“
- „Hättet Ihr in's Wasser bald geschmissen,“
- „Und dann lachtet Ihr Euch einen Ast!“
- Als wir ihm das Ehrenwort gegeben,
- War es ihm vor uns nicht weiter bang,
- Daß er nunmehr ohne Furcht und Beben
- Zu uns Beiden auf die Scholle sprang.
- Durch den Stoß, den diese jetzt erhalten,
- Stellte sie sich aber plötzlich schief,
- Und wir fielen beide mit dem Alten
- In das Wasser halbenmannestief.
- Doch mit einem Satz war ich entsprungen
- An des nah gelegnen Ufers Rand,
- Eh das Wasser bei mir eingedrungen,
- Das nur außen auf den Hosen stand.
- Als ich es von diesen abgeschwungen,
- Sahe mir es Niemand weiter an,
- Daß ich aus dem Wasser war gesprungen,
- Oder einen Fall hinein gethan.
- Aber meine Unglückscameraden
- Waren beide naß bis auf die Haut,
- Als sie sich nach etwas längerm Baden
- Auf dem Lande haben angeschaut.
- Der Philister hat sogar gemeinet:
- „Ihr habt Euren Muth an mir gekühlt,“
- „Und Ihr hattet Euch gewiß vereinet,“
- „Daß Ihr diesen Possen mir gespielt!“
- Als wir's aber setzten auseinander
- Ihm mit aller Klarheit und Geduld,
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- Bat er um Verzeihung und gestand er:
- „Ja, ich bin nur selber daran Schuld!“
- Auch einmal das Vogelsberger Klübbchen
- Halb in Spaß und halb in Ernst zerfiel
- Auf dem Asterweg in unserm Stübchen
- Eines Abends bei dem Solospiel.
- Da gemeinschaftliche Casse führten
- Einige der Spielenden dabei,
- Sich die Andern auch sogleich gerirten
- Als entgegenstehende Partei.
- Von den Stichelworten kam's zum Zanke,
- Und von diesem bis zur Schlägerei;
- Doch war ferne von uns der Gedanke,
- Daß es eigentliche Feindschaft sei.
- Und sobald wir nach Secunda kamen
- An dem nächsten Morgen wieder früh,
- Alle Schüler Theil am Streite nahmen,
- Für die Casse oder gegen sie.
- Daß wir nicht den Lehrer müßten scheuen,
- Schnell der Primus erst die Thüre schloß,
- Und so gingen eifrig die Parteien
- Mit den Fäusten auf einander los.
- Und da gab's ein Balgen und ein Schlagen
- In dem großen Zimmer rund herum,
- Daß davon, ich kann's mit Wahrheit sagen,
- Zitterte das Pädagogium.
- Doctor Engel zwar ließ bald erschallen
- Vor der Thüre seine laute Stimm';
- Aber Niemand that ihm den Gefallen,
- Aufzuschließen in dem ersten Grimm'.
- „Setzt Euch jetzt geschwind auf Eure Plätze,“
- Rief nach einem kurzen Zeitverlauf
- Kattrein, „daß vorüber ist die Hetze,“
- „Eh ich mache unserm Lehrer auf!“
- Als wir nunmehr alle wieder saßen,
- Jeder da, wohin er hat gehört,
- Wurde auch der Lehrer eingelassen,
- Was er hatte lange schon begehrt.
- „Sage mir — wer hat die Thür' verschlossen?“
- „Wer hat den Tumult und Lärm gemacht?“
- Also fragte unsern Kampfgenossen,
- Unsern Primus, Engel aufgebracht.
- „Wer die Thür' verschloß, kann ich nicht sagen,“
- Gab zur Antwort Kattrein in der Noth;
- Denn wie konnte er sich selbst verklagen,
- Da die Klugheit dieses ihm verbot?
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