- Und wie konnte er auch ferner sagen,
- Der und Jener hat den Lärm gemacht,
- Da sie alle aufeinander lagen
- In der großen, allgemeinen Schlacht?
- Durch das ungewöhnlich arge Toben
- Hatte in dem ganzen Zimmer sich
- Nach und nach ein solcher Staub erhoben,
- Daß er einer dichten Wolke glich.
- Doctor Engel schritt durch diese Wolke
- Gravitätisch hin und wieder her,
- Und erklärte drohend seinem Volke,
- Wie abscheulich sein Betragen wär'.
- Doch der Kampf, der einmal war begonnen,
- Hatte auch durch dieses ernste Wort
- Vor der Hand kein Ende noch gewonnen,
- Sondern pflanzte sich noch weiter fort.
- Prima, Tertia und Quarta fingen
- Auch den Faustkampf mit einander an;
- Aber als acht Tage noch vergingen,
- War die Sache völlig abgethan.
- Zwischen den Studenten und Soldaten
- Gab es anno neunzehn einen Strauß,
- Und als diese hatten scharf geladen,
- Zogen jene auf den Gleiberg aus.
- Als sie schon im freien Felde gingen,
- Lief ich ihnen nach in großer Hast,
- Um dem Kißner Reisegeld zu bringen;
- Denn ich selbst war noch Gymnasiast.
- Eiligst folgten der Studenten Spuren
- Auch der Rector und der Kanzler nach,
- Und als sie an mir vorüberfuhren,
- Jener freundlich also zu mir sprach:
- „Sagen Sie, Herr Spamer, den Studenten,“
- „Daß sie machen möchten einen Halt;“
- „Der Herr Kanzler hier und ich befänden“
- „Auf dem Wege uns und kämen bald!“
- „Gerne will ich thun, was Sie befohlen,“
- Sprach ich, „doch der Vortrab ist zu weit,“
- „Und vor Gleiberg ihn noch einzuholen,“
- „Das ist wahrlich keine Möglichkeit!“
- Da den Meisten ich als schneller Läufer
- Meinen Auftrag schon bekannt gemacht,
- Ließ ich ab von meinem Feuereifer,
- Und marschierte mit den Andern sacht.
- Als die Letzten waren angekommen,
- Sah ich jetzt zum allerersten Mal
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- Auf dem Burghof, wo sie Platz genommen,
- Die Studenten in gesammter Zahl.
- Rechts und links, einander gegenüber,
- Lehnten an den Mauern Waffenreihn,
- Als der Rector im Kanonenfieber
- Und der Kanzler männlich trat herein.
- Rector Rumpf ersuchte die Studenten,
- Wieder in die Stadt zurückzugehn;
- Diese aber sagten ihm, sie könnten
- Unbedingt sich dazu nicht verstehn.
- Magdeburg, der Sprecher der Studenten,
- Zählte die Bedingungen nun her,
- Unter welchen wieder umzuwenden,
- Ihm und allen Andern möglich wär'.
- Sieben oder zehn derselben waren's,
- Und der Rector gab schon manche nach,
- Als an dessen Statt der Kanzler Arens
- Jetzt das Wort ergriff und also sprach:
- „Meine Herrn, wir können nichts gewähren“
- „Von dem Allen, was Sie vorgebracht;“
- „Denn es übersteigt, was Sie begehren,“
- „Wie Sie selber wissen, unsre Macht!“
- „Nun,“ rief Engelbach, „so gehn wir weiter“
- „In die schöne, weite Welt hinein;“
- „Werden alle Schuster oder Schneider;“
- „Das muß auch ein lustig Leben sein!“
- „Haben Sie es aber angefangen,“
- Sprach der Kanzler, „sind Sie seiner satt;“
- „Und Sie haben dann gewiß Verlangen“
- „Mehr, als heute, nach der Musenstadt!“
- „Unsre Thore stehen Ihnen offen,“
- „Und der Rückzug wird Sie nicht gereun;“
- „Lassen Sie uns darum scheidend hoffen,“
- „Daß sie baldig wieder ziehen ein!“
- Als sich kaum entfernt die beiden Spitzen
- Von dem academischen Senat,
- Hielten die Studenten gleich im Sitzen
- Einen allgemeinen Burschenrath.
- In demselben wurde ausgehalten
- Von dem Ausschuß, den man setzte ein,
- Daß, sobald hinfort drei Schüsse knallten,
- Jeder auf dem Platze müsse sein.
- Da noch andere Gymnasiasten
- Auf den Gleiberg kamen nach und nach,
- Wir zusammen auch den Entschluß faßten,
- Dort zu bleiben bis zum nächsten Tag.
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