- Waren unsre Beutel wieder leer.
- „Aber“ — sprachen nun wir zu einander —
- „Wie wird's gehen hier mit unsrer Zech?“
- „Wenn nicht für uns zahlet ein Bekannter,“
- „Kommen aus der Festung wir nicht weg!“
- „Wollen weg wir gehen ohne Ranzen,“
- „Und dem Wirth das Geld sogleich von Haus“
- „Senden, daß befriedigt er im Ganzen,“
- „Dann die Pfänder wieder gibt heraus?“
- „Oder soll der Eine gehn nach Gießen,“
- „Und die Gelder schleunigst schicken her,“
- „Während deß der Andere wird müssen“
- „Bleiben noch als Gast im schwarzen Bär?“
- Doch wir kannten den Studenten Krämer,
- Der aus Mainz und damals dorten war;
- Darum schien es uns noch angenehmer,
- Wenn derselbe für uns zahle baar.
- Als wir diesen hatten aufgetrieben,
- Und ihm unsre Lage vorgestellt,
- Sprach er: „Gerne hälfe ich, Ihr Lieben;“
- „Aber leider habe ich kein Geld!“
- „Seht, mein Onkel lässet mich studiren,“
- „Und da könnt' Ihr denken, wie mir's geht;“
- „Aber kommt, ich will Euch zu ihm führen,“
- „Da er dorten auf der Rheinbrück steht!“
- Als er nun dem Onkel auf der Brücke
- Uns als seine Freunde vorgestellt,
- Und erzählt von unserm Mißgeschicke,
- Bat er ihn sogleich für uns um Geld.
- „Wie viel wünschen denn die Herrn zu haben?“
- Frug der Alte uns zuvörderst aus,
- Dem wir beide drauf zur Antwort gaben:
- Mit elf Gulden kämen wir nach Haus.
- Willig reichte er mit heitrer Miene
- Und alsbald auch das Gewünschte dar,
- Eine blanke, goldne Caroline,
- Die uns in der Noth willkommen war.
- Schade um das schöne Carolinchen,
- Daß der schwarze Bär es halb verschlang!
- Doch verzog es nicht dabei ein Mienchen,
- Und sein Ueberrest noch lieblich klang.
- Während nun das Marktschiff heimwärts führte,
- Beide uns darauf in kurzer Zeit
- Ein gewandter Künstler silhuettirte.
- Die Silhuette habe ich noch heut.
- Wenn Ihr vor derselben werdet stehen,
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- Könnet Ihr noch jetzo auf das Haar
- Und mit leichter Mühe deutlich sehen,
- Wie ich als Student gestaltet war!
- Als wir endlich nun von unsern Reisen
- Kamen vor die Musenstadt zurück,
- Hatten von dem Anlehn aufzuweisen
- Wir noch netto ein Dreikreuzerstück. —
- Unter Christen gibt es auch noch solche,
- Welche in dem Aberglauben stehn,
- Daß der Teufel öfters sie verfolge;
- Vier dergleichen habe ich gesehn.
- Noch als Candidat in Crainfeld klagte
- Mir daselbst ein junger Bauersmann,
- Daß der Teufel ihn zuweilen plagte,
- Und besonders Abends fechte an.
- „Wenn ich,“ sprach er, „gerne schlafen möchte,“
- „Nimmt der böse Feind mir oft die Ruh',“
- „Und dann muß ich wachen halbe Nächte,“
- „Eh' ich drücken kann ein Auge zu!“
- „Wenn ich will den Abendsegen beten,“
- „Hindert er mich ebenfalls daran;“
- „Da mir Funken vor die Augen treten,“
- „Daß ich dann nicht weiter beten kann!“
- „Lieber Freund,“ sprach ich, „ich muß Euch sagen,“
- „Daß nicht Einer, den Ihr Teufel heißt,“
- „Sondern Zwei der Teufel jetzt Euch plagen,“
- „Nämlich Trägheit und der Branntweingeist!“
- „Statt daß Ihr zu Hause täglich lieget“
- „Auf der faulen Haut und Branntwein trinkt,“
- „Geht hinaus auf Euer Feld und pflüget,“
- „Wo Euch Arbeit längst vergeblich winkt!“
- „Wenn Ihr Euch durch Arbeit habt ermüdet,“
- „Schlafet Ihr des Abends ruhig ein;“
- „Und wenn Ihr Euch vor dem Branntwein hütet,“
- „Wird der Teufel bald vertrieben sein!“
- „Folgt nur in den nächsten vierzehn Tagen“
- „Einmal diesem wohlgemeinten Rath;“
- „Später will ich Euch dann weiter fragen“
- „Nach der Wirkung, die er bei Euch that!“
- Nach Verlauf von nicht ganz vierzehn Tagen
- Hat er lächelnd mir schon mitgetheilt:
- „Nun, Herr Candidat, das muß ich sagen,“
- „Ihr Recept war gut; ich bin geheilt!“ —
- Als ich später hatte übernommen
- Das Vicariat in Blasbach schon,
- Ist einmal von dort zu mir gekommen
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