- Wir gingen zwar nicht häufig
- An fremde Orte aus,
- Doch war und blieb geläufig
- Der Weg in's Vaterhaus.
- Zu diesem aber hatte
- Sie so viel Lust und Lieb',
- Daß unterwegs ihr Gatte
- Beinah zurücke blieb.
- Wir wanderten ihn fleißig,
- Bis daß der Monat Mai
- Im Jahre neununddreißig
- Allmälig ging vorbei.
- Zuletzt ward auf dem Pfädchen —
- Als ob's im Wachsen wär' —
- Doch meinem Camerädchen
- Sein Bündelchen zu schwer.
- Am dritten Juni fanden
- Wir uns in Aßlar ein,
- Da sie uns Mittags sandten
- Die Chaise nach Hermannstein.
- Und als der Tag verflossen
- Bis Abends gegen Neun,
- Da hörten Hausgenossen
- Den jungen Spamer schrei'n.
- Weil er nun mit Mamachen
- Gesund unter munter war,
- Freut' sich auch mit Papachen
- Des Hauses ganze Schaar.
- Und als das Kind alldorten
- Im nahen Preußenland
- Auch ist getaufet worden,
- Ward Hermann es genannt.
- Wie glücklich ich mich fühlte,
- Als nun die Mutter schön
- Mit ihrem Erbprinz spielte,
- Das kann nur Der versteh'n,
- Der selbst in dieser Lage
- Einmal gewesen ist;
- Ein And'rer solcher Tage
- Entzücken nie ermißt.
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- Als Linchen hergekommen,
- Wog's zu derselben Stund —
- Und brutto zwar genommen —
- Grad' sechsundneunzig Pfund.
- Als Hermann sechzig Tage
- Geboren ungefähr,
- Wog auf derselben Wage
- Es fünfzehn Pfunde mehr.
- Daraus ward abgenommen
- Und Jedermann bekannt,
- Daß ihm nicht schlecht bekommen
- Bei mir der Ehestand.
- Als Hermann ward entwöhnet,
- Da haben wir ihn gern
- Der Großmama gelehnet,
- Zu reisen in die Fern'.
- Der Weg ging über Gießen,
- Frankfurt und Darmstadt hin;
- Von Heidelberg wir ließen
- Nach Schwetzingen uns zieh'n;
- Von Mannheim sind gerathen
- Wir nach der Festung Mainz,
- Von dieser gen Wiesbaden;
- Dort tranken wir erst Eins,
- Dann ging es auf die Platte,
- Wo von des Daches Höh'n
- Man eine Fernsicht hatte,
- Wie wir sie nie geseh'n.
- Nach Bieberich und Bingen
- Sah'n wir den Niederwald,
- Und ließen dann uns bringen
- Nach Cöln mit Dampfgewalt.
- Im Dom das Aug' sich wandte
- Mit Staunen her und hin,
- Und liebreich vor uns stande
- Die Schwabenkönigin.
- Die hohe, schöne Dame
- Glich grade keiner Nonn',
- Und auf dem Dampfschiff' kame
- Sie auch mit uns nach Bonn.
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