- Nachdem sie dorten leider
- Zu frühe von uns schied,
- So dampften gleich wir weiter
- Zum Onkel nach Neuwied;
- Von da gen Bendorf kamen
- Zum Bruder Louis wir,
- Und in Grenzhausen[1] nahmen
- Wir unser Nachtquartier.
- In Mogendorf zwar schonte
- Ich nicht des Vetters Wein,
- Doch dem in Rengsdorf konnte
- Man gar nicht böse sein.
- Von Coblenz aus bestiegen
- Wir Ehrenbreitenstein,
- Und sahen dort sich schmiegen
- Die Mosel an den Rhein.
- Wer diese Festungswerke
- Besiehet, hält fürwahr
- Sie wegen ihrer Stärke
- Für ganz uneinnehmbar.
- Von da begaben weiter
- Wir uns nur allzubald,
- Und machten Abends heiter
- In Nassau wieder Halt.
- Ein Onkel und zwei Tanten
- Empfingen uns mit Freud',
- Und kürzten den Verwandten
- Recht angenehm die Zeit.
- Am andern Morgen fuhren
- Nach Ems sie uns in's Bad,
- Wo Mancher manche Kuren
- Schon überstanden hat.
- Die Urlaubstage währten
- Nicht lang und waren aus,
- Als über Limburg kehrten
- Wir wiederum nach Haus.
- Wir machten nicht gleich Prahlern
- Uns auf der Reise dick,
- Doch kam von hundert Thalern
- Nicht Einer mit zurück.
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- Als nun nach zwanzig Tagen
- Hermann die Mutter sah,
- Und nichts nach ihr zu fragen
- Schien, ging's ihr gar zu nah'.
- Zuerst erkannt' er wieder
- In Karl den alten Freund;
- Doch hat er dann auch bieder
- Mit der Mama geweint.
- Und als mir nun zum Kaffee
- Rief Lina etwas jach,
- Rief gleich der kleine Affe
- Ihr „Spamer! Spamer!“ nach.
- Er hatte rein vergessen
- Nunmehr der Mutter Brust,
- Doch dafür hatt' zum Essen
- Er desto größ're Lust.
- Er schlug die beste Klinge,
- Griff tapfer an und frisch,
- Daß er den Sieg erringe
- An unser'm Mittagstisch'.
- Und wenn ich sprach: „Nun hätt' ich
- „Gedacht, Du ließest's sein!“
- Sprach er: „Ich bin nie fetig!“
- Und hieb von Neuem ein.
- Ich darf wohl nicht erst schreiben,
- Was doch ein Jeder sieht,
- Daß er bei solchem Treiben
- Auch sichtbarlich gerieth.
- Als Karl begann zu wandern
- In's nächste Pädagog,
- Mußt' Hermann einen andern
- Gespielen haben noch;
- Drum kaum fünf Tag verflossen,
- Seit Karl nach Wetzlar ging,
- Als einen Spielgenossen
- Hermann für ihn empfing.
- Am zweimal zwölften Tage
- Aprils in vierzig eins
- Gar lieblich vor ihm lage
- Das Bild des Schwesterleins
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