- Am Stege zu Aßlar hält Etwas still;
- Da wogt es in rührigen Massen,
- Es schnaubet und stampfet so muthig und will
- Sich länger nicht bändigen lassen;
- Da steigt in den Schlitten die rechte Person,
- Und rasch mit ihr geht es im Trabe davon.
- Der Milchhans schwinget die Peitsche mit Macht,
- Und treibet zu schnellerer Eile
- Die flinken Gespanne, es sind ihrer acht,
- Denn sieben nur ziehen am Seile,
- Und doch wird die Fähre nicht übermannt,
- Denn das stärkste ist an die Deichsel gespannt.
- Doch drinnen im Schlitten wer mag es nur sein'
- Der fähret wie Sturmwind und Wetter?
- Kaum seh' ich den Hut und den Schleier, allein
- Das Uebrige decken die Bretter.
- Es ist eine Dame, sie ist auch klein, —
- Es ist - die Pfarrin von Hermannstein!
- Auf jeglicher Seite ein Herr ihr jagt,
- Doch jagen zu Fuße sie beide,
- Und wenn ihr vielleicht nach den Namen mich fragt,
- Ich kenne Die ehrlichen Leute;
- Zum wenigsten gleichen sie auf ein Haar
- Dem Pfarrer von H. und dem Schulvicar.
- Und wisset ihr, was für Gespanne es sind,
- Die den Schlitten so hurtig entführen?
- Sie gehen so flüchtig, als wie der Wind,
- Doch gehen sie nicht auf den Vieren,
- Sie spannten sich selber und freiwillig ein,
- Die munteren Knaben von Hermannstein.
- Der Vollmond beschaute mit heit'rem Gesicht
- Und Staunen die fröhliche Truppe;
- Denn solch' eine Schlittenfahrt sah' er noch nicht
- Und keine fidelere Gruppe;
- Drum konnte an ihr er nicht satt sich seh'n,
- Bis endlich der Schlitten blieb stille steh'n.
- Da stieg denn die Pfarrin von Hermannstein
- Vergnügt aus der bretternen Fähre,
- Und dankte den gütigen Knaben gar fein
- Für die ihr erwiesene Ehre;
- Doch, was an den großen Trabanten sie thut,
- Wer weiß es —, die haben den Lohn noch zu gut.
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- In Vierundvierzig machten
- Der Fahrten wir noch mehr,
- Um hübsch uns zu betrachten,
- Wie Dieß und Jenes wär'.
- Wie man die Tauben hören,
- Die Stummen reden lehrt,
- Das haben nach Begehren
- In Friedberg wir gehört.
- Drauf mußt' ein Leiterwagen
- Mit Kißners im Verein
- Schnell bis nach Fulda tragen
- Uns über manchen Stein.
- Vorzüglich hat gefallen
- Zwar Linchen diese Stadt,
- Doch war es mit uns Allen
- Des Leiterwagens satt.
- Des andern Tags bestiegen
- Wir dort die Post allein,
- Da meinte vor Vergnügen
- Im Himmel es zu sein.
- „Ja,“ sprach ich, „ich gestehe:
- „Ganz Unrecht hast Du nicht,
- „Denn Einen Engel sehe
- „Ich auch von Angesicht!
- „Mit dem ich möchte fahren
- „Bis an das End der Welt!
- „Weil er mir mit den Jahren
- „Noch immer mehr gefällt.“ —
- Der Sommer, Herbst und Winter
- Flog uns zu schnell vorbei.
- Da hatte ich der Kinder
- Von Linchen annoch drei.
- Allein weil Fünfundvierzig
- Ein ungerades Jahr,
- So sahe in der Kürz' ich
- Vermehrt der Kinder Schaar.
- Zu Hermann, Louis, Minchen
- Kam noch in aller Still'
- Ein blaugeäugelt Linchen
- Am siebenten April.
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