- Es war mir grad', als läge
- Das ganze Haus auf mir;
- Als ob das Herz zerbräche
- Vor Schmerz und Wehmuth schier.
- Und als ich nachher weckte
- Die arme Kinderschaar,
- Und was gescheh'n, entdeckte,
- Was das ein Jammer war! —
- Die süßen, süßen Stunden,
- Die Linchen mir verschafft,
- Die waren nun verschwunden
- Für meine Pilgrimschaft. —
- Sie war, als auf der Bahre
- Sie nebst dem Kinde lag,
- Alt vierunddreißig Jahre
- Drei Monat' und zwölf Tag'.
- Am Vierzehnten um Zehne
- Des Morgens sank in's Grab
- Bei schmerzlichem Gestöhne
- Der beiden Sarg hinab,
- Und beider Linchen Namen
- Erglänzen nun beiseits
- In Einem Epheurahmen
- Auf einem Marmorkreuz.
- Und Blumen jährlich blühen
- Auf ihrer frühen Gruft,
- Und Wohlgerüche ziehen
- Umher mit süßem Duft.
- Zwei Käthchen und zwei Minchen,
- Ein Söhnchen namenlos,
- Ein Eduard, zwei Linchen
- Ruh'n hier im Grabesschoos.
- So viel' in Noah's Kasten
- Man Menschen hat gezählt,
- So viele Spamer rasten
- Zusammen hier entseelt.
- Die Mutter und zwei Söhne,
- Zwei Töchter und drei Frau'n
- Kann ich auf kleiner Pläne
- Hier täglich überschau'n.
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- In vierundzwanzig Jahren
- Hab ich sie alle acht,
- Die mir die Liebsten waren,
- Zu Grabe hier gebracht.
- Bei Wessen Gruft ich stehe,
- Deß Bild mich treu umschwebt,
- Daß ich es wiedersehe,
- So wie es hat gelebt.
- Die Augen und Gestalten,
- Die mich so sehr entzückt,
- Such ich dann fest zu halten,
- Und fühle mich beglückt.
- Ich stehe da versunken
- In die Vergangenheit,
- Und lebe liebetrunken
- In meiner schönsten Zeit.
- Die Liebe hat die Stelle
- Geheiligt und geweiht,
- Aus der Erinnrung Quelle
- Fließt neue Seligkeit.
- Eh' ich vom Friedhof wand're,
- Besuch' ich Die zuletzt,
- Die mir durch keine And're
- Im Leben wird ersetzt;
- Und in des Grabes Schranken
- Pfleg' meiner letzten Ros'
- Ich dann es noch zu danken,
- Daß ich nicht kinderlos.
- Auch recapitulire
- Mit schmerzenreicher Freud'
- Ich dann zugleich mir ihre
- Elfjähr'ge Ehezeit. —
- Nur Einen großen Schrecken
- Erlebte sie darin,
- Den ich noch will entdecken,
- Da ich am Schreiben bin.
- Am Marthaabend lagen
- In Sechsundvierzig wir
- Vor Neune mit Behagen
- Zu Bette kaum dahier,
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